Kopfschmerzen bei Jugendlichen: Ein Hilfeschrei des Körpers
Im Sommer 2016 von dialogo
Hallo Frau Dr. Schmid,
ich habe die letzten Artikel über Kopfweh, Schlafstörungen und Magenschmerzen und deren Auswirkungen auf die Psyche gelesen. Ich frage mich jetzt, ob die Kopfschmerzen meiner zwölfjährigen Tochter, die seit einigen Wochen verstärkt auftreten, eventuell auch einen psychischen Ursprung haben können.
LG M.
Liebe Frau M.,
Kopfschmerzen sind eine häufig auftretende psychosomatische Störung auch in diesem Alter. Sie manifestieren sich oft in Stresssituationen oder in belastenden Situationen. Deshalb ist es wichtig, dass sie sich fragen, ob es in den letzten Wochen eine Situation in der Schule, Familie oder mit Freunden gab, die für Ihre Tochter schwierig war, der sie nicht aus dem Weg gehen und die sie nicht umgehen konnte. Hatte sie starken Leistungsdruck? Kann sie ihre Schwierigkeiten, Überforderung, ihren Leistungsdruck benennen und darüber sprechen?
M.: Meine Tochter hat vor einigen Wochen Sorgen bezüglich des Übertritts in die Mittelschule geäußert. Ich habe mit ihr darüber gesprochen und gemeint, dies habe sich erledigt. Könnten die Kopfschmerzen mit diesen Sorgen zusammenhängen?
Ich rate immer zuerst das Physische abzuklären. Ich denke aber, dass diese Kopfschmerzen mit dem Übertritt in die Mittelschule zusammenhängen könnten, denn das Gehirn hat die Aufgabe, Informationen und Situationen aufzunehmen, zu speichern, Emotionen zu verarbeiten, darüber zu reflektieren und wiederzugeben. Wenn die Situation bzw. die Bealstung zu groß wird, reagiert der Körper oft mit Kopfschmerzen. Dies ist ein Warnsignal: Jetzt muss etwas verändert werden, so geht es nicht mehr weiter.
M.: Nachdem die Kopfschmerzen eine psychische Ursachen zu haben scheinen. Wie kann ich meiner Tochter helfen?
Finden Sie heraus, was ihr im Detail Sorgen bereitet. Sind es das Finden von neuen Freunden, die schulischen Anforderungen oder die Befürchtung, dass es in der Mittelschule gleich weitergeht? Besonders wichtig ist, dass Ihre Tochter Vertrauen in Sie hat bzw. aufbaut und so mit Ihnen über ihre Belastungen sprechen kann. Sie sollten sie auch unbedingt ernst nehmen, auch wenn Sie selbst der Ansicht sind, bestimmte Belastungen, Ängste oder Befürchtungen Ihrer Tochter seien gar nicht so gravierend. Wenn Sie gemeinsam mit Ihrer Tochter nach Lösungsmöglichkeiten suchen, sollten Sie ihr Unterstützung anbieten, nicht jedoch Ihre eigene, fertige Lösung aufdrängen. Sie sollten auch einige Aktivitäten mit Ihrer Tochter unternehmen, sich Zeit für sie nehmen. Sport und Entspannung bewirken zusätzlich zum Gespräch, dass die Kopfschmerzen so in den Hintergrund treten. Sie spielen im Heilungsprozess eine wichtige Rolle.