Trennung und dann?!
Im Sommer 2015 von Treffpunkt Familie
Susanne und Max sind seit einem Jahr getrennt. Bei den Übergaben von Felix (6 Jahre) an den Wochenenden streiten sie immer wieder. Auch sonst fällt es ihnen schwer, vor Felix gut über den anderen zu reden. Susanne wundert sich, dass Felix häufig krank ist und oft aggressiv reagiert.
Für zwei- bis zwölfjährige Kinder ist die Trennung immer eine Katastrophe
„Glückliche Scheidungen gibt es nicht“, sagt klar und unmissverständlich der Familientherapeut Jesper Juul. Trennung tut weh, für die Eltern und ganz besonders auch für die Kinder. In ihnen herrscht das Gefühl, alles was ich bis jetzt gekannt habe, habe ich verloren. Den Kindern geht in dieser Zeit die Sicherheit verloren. Sie haben das Gefühl, dass sie für die Trennung verantwortlich sind, da sich viele Streitereien um die Kinder drehen. Man muss den Kindern mitunter auch 500mal sagen, dass sie nicht Schuld an der Trennung sind. Kinder lieben beide Eltern und hoffen immer noch auf ein gutes Ende. Sie sind „hoffnungslose Romantiker“, auch wenn die Beziehung der Eltern noch so destruktiv ist. Aus diesem Grund machen Kinder alles Mögliche, damit die Eltern wieder zusammenkommen. Manche werden sogar ernsthaft krank (z.B. magersüchtig u.a.) oder werden auffällig, damit sich die Eltern gemeinsam um das Problem kümmern müssen. Andere hingegen werden „unsichtbar“, wollen keine Probleme machen, was sich jedoch ungünstig auf die kindliche Persönlichkeitsentwicklung auswirkt.
Für Jugendliche ist die Trennung auch sehr traurig, viele sind aber auch erleichtert. Wichtig ist, dass Erwachsene mit Respekt den Gefühlen der Kinder begegnen, mit ihnen reden, einfach da sind und Zeit mit ihnen verbringen. Es hat wenig Sinn, während der gemeinsamen Zeit in einen Freizeitstress zu verfallen oder sie mit Geschenken ablenken. Klare Abmachungen, an die sich beide Eltern halten, sowie Rituale geben dem Kind die Sicherheit, die es in dieser schwierigen Zeit braucht.
Kinder trauern anders als Erwachsene
Während trauernde Erwachsene über eine längere Zeit sehr bedrückt sind, trauern Kinder in Schüben. Sie sind fünf Minuten traurig, dann spielen sie, sind wieder traurig, dann essen sie, … Eltern glauben häufig, dass die Kinder darüber hinweg sind, wenn sie ihre Kinder fröhlich spielend erleben. Doch Kinder brauchen drei bis vier Jahre (wie bei einem Todesfall), um über diese Trauer hinwegzukommen. Sie brauchen Verständnis für das eigene Leiden, Zeit und Raum, um sich zurückziehen zu können. Es kann sein, dass das Kind schlecht schläft, Albträume oder Bauchweh hat, plötzlich kindlich und anhänglich wird, es unbedingt ein Essen will und dann hat es keinen Hunger mehr, es aggressiv wird … Andere wiederum sind ganz weit weg und ziehen sich emotional zurück. Man kann den Kindern die schmerzhaften Gefühle nicht nehmen, aber man kann begleitend da sein.
Kinder brauchen Eltern, die anständig miteinander umgehen
Wichtig ist, dass die Erwachsenen die volle Verantwortung für die Trennung übernehmen. Das heißt, dass sie sich überlegen sollen, wann und wie sagen wir es unserem/n Kind/ern? Eltern sollen ehrlich mit den eigenen Gefühlen umgehen und auch sagen, dass sie traurig sind. Für viele ist es jedoch schwierig, über die eigenen Gefühle zu sprechen, da sie es bis jetzt auch nicht geschafft haben.
Wenn Eltern sich jedoch nicht einigen können und zu viele destruktive Streitigkeiten haben, dann müssen sie Begleitung oder Hilfe suchen. Damit Scheidungen nicht traumatisierend auf Kinder wirken, müssen Eltern respektvoll miteinander umgehen. Wenigstens so respektvoll, wie sie mit einem Fremden umgehen würden. Machtkämpfe und gegenseitiges Schlechtmachen ist eine ungeheure Belastung für Kinder.