Des Pudels Kern
Im Winter 2022 von Robert Asam
Also doch nicht Berlusconi! Immerhin. Trotzdem war der römische Zirkus zum Fremdschämen. Dazu kam die übliche peinliche Berichterstattung darüber. Vielleicht sollten die Medien für die Dauer der Suche nach dem „Papst“ im Quirinal freiwillig in Quarantäne gehen, anstatt jedem noch so unwichtigen Hinterbänkler oder Hinterbänklerin mit Mikrofon und Schreibblock hinterherzulaufen, um ihm oder ihr die alles entscheidende Frage zu stellen: Wer soll es werden…? Die wichtigen Dinge spielen sich sowieso woanders ab. Zum Beispiel auf dem Tschögglberg. Da ist doch tatsächlich aus einem Luxus-Resort irgendwo zwischen Hafling und Vöran ein Pudel ausgebüxt. Also entlaufen, nicht geflohen. Vielleicht sind Pudel verwöhnte Viecher, aber gleich abhauen. Aus einem Luxus-Resort! In Südtirol! Sind sie Besseres gewohnt? Müssen wir „unser Südtirol“ schon wieder qualitativ aufmotzen? Das sind die Fragen, die hierzulande einer Antwort harren. Andererseits, Pudel laufen schon seit längerem in der Gegend herum. Auch Dr. Faust ist ein Pudel begegnet, als er spazieren ging und darüber nachdachte, wie er das arme Gretchen herumkriegen könnte. Später stellte sich heraus, dass der Teufel die Gestalt eines Pudels angenommen hatte. Heute würde man sagen, Fake News! Goethe hin oder her. Der am Tschögglberg entlaufene Pudel dürfte allerdings ein ganz normaler Hund sein. Vielleicht einer, der zurück zu seinen Wurzeln wollte und sich deshalb auf die Suche nach einem stinknormalen Hundehotel gemacht hat. Wie die Geschichte ausgegangen ist, weiß ich leider nicht. Irrt der Hund immer noch herum, ernährt sich von herumliegenden FFP2-Masken und jault in der Nacht gottserbärmlich, dass man meinen möchte, ein Wolf oder der Teufel…, ach lassen wir das. Ich weiß, Sie hätten sich an dieser Stelle ein gehaltvolleres Thema erwartet. Wenn schon nicht Staatspräsidentenwahl, dann wenigstens etwas über den Zustand der SVP. Die Meraner SVP hat ihren Medico, aber Philipps SVP bräuchte mehrere Intensivstationen, und die sind bekanntlich gerade ziemlich belegt. So gesehen ist es doch angenehm, sich Gedanken über entlaufene Hündchen zu machen. Anlass zur Sorge hätte die Destination Südtirol doch erst, wenn auch Herrchen oder Frauchen massenhaft aus Luxus-Resorts flüchten und ihren Vierbeinern ins Hundehotel folgen würden. Die Qualität der Chappi-Menüs soll ja vorzüglich sein. Aber so ein Vorfall ist mir bis jetzt nicht untergekommen. Noch nicht.