Maledivien und die gute Seite der Bürokratie
Im Frühling 2022 von Robert Asam
Unser Stieglitz hat kürzlich ziemlich aufgeregt geflattert, weil die Baugesuche in Südtirol nicht mehr öffentlich publiziert werden und Einsprüche nur mehr nach vollendeten Tatsachen erfolgen können. Wozu die Aufregung? Es ist doch so, dass immer dann, wenn jemand etwas bauen will, jemand anderer etwas dagegen hat. Jetzt darf ich immer noch etwas dagegen haben, aber erst wenn ich sehe, wogegen. Das macht Sinn. Nehmen wir als Beispiel ein ziemlich wässriges Luxushotel in der Fraktion Maledivien (liegt irgendwo in einem Tal nahe Meran). Die Frau Bürgermeisterin der Gemeinde, zu der Maledivien gehört, war laut eigener Aussage völlig überrascht, was ihr da vor die Nase gestellt wurde. Ich war auch überrascht, vor allem darüber, dass die Gemeindeverwaltung überrascht war. Die jetzt erlassene Top-secret-Bestimmung gab es seinerzeit noch gar nicht. Da hätte man schon wissen können…, aber zum Glück hat man nichts gewusst, sonst wäre die Gemeinde, das ganze Tal, die Destination Südtirol überhaupt, um eine Attraktion ärmer. Was lernen wir daraus? Erstens, zu viel Transparenz bringt unser schönes Land um seine schönsten Seiten, und zweitens, in so mancher Gemeindestube sitzt man manchmal im Dunkeln, vielleicht auch nur auf der Leitung. Aber zum Glück hat die Politik jetzt den Stellenwert der Geheimniskrämerei erkannt. Was Maledivien im Gebirge betrifft, so steht es für ein weltweit einzigartiges, nachhaltiges Urlaubsangebot. Die Gäste müssen nicht mehr auf die Malediven fliegen (Umweltsünde!), sondern können bequem mit dem E-Auto (umweltfreundlich!) nach Maledivien fahren. Wie gesagt, das ist nur ein Beispiel. Weitere werden folgen, weil uns Südtiroler*innen Bescheidenheit auszeichnet und nachhaltiges Wirtschaften am Herzen liegt. So gesehen hat die vielgeschmähte Bürokratie endlich einmal ihre effiziente Seite aufgezeigt. Vielleicht werden irgendwann sogar die lästigen Baukommissionen überflüssig. Dann, Freunde, lassen wir es richtig krachen!