Mehr Betten braucht das Land
Im Herbst 2022 von Robert Asam
Der Südtiroler an sich ist ein geduldiger Mensch. Und auch die Südtirolerin. Und so hörten wir alle seit Monaten geduldig dem Bauernvertreter aus dem Sarntal zu, wie er den Bettenstopp erklärt hat und vor allem, warum der Bettenstopp nicht gestoppt werden soll oder kann, und wenn, dann auf keinen Fall auf Bauernhöfen, versteht sich. Aber weil die Südtiroler*innen nicht nur geduldig sind, sondern außerhalb des Sarntales auch etwas begriffsstutzig, mussten uns das alle möglichen Bettenstopp-Experten immer wieder erklären. Kann sein, dass die Erklärungen nicht einleuchtend waren und wir deshalb nur Bahnhof verstanden haben. Zwischendurch eilte jener oberste HGV-Repräsentant zu Hilfe, der jeden zweiten seiner Sätze mit einem energischen „Das ist Fakt“ beendet. Also Fakt ist, dass wir dann auch nicht viel mehr wussten. Da Südtirol einen für das Ressort Bettenstopp zuständigen Landesrat hat, erklärte uns dieser, warum wir die Erklärungen der anderen Erklärer besser vergessen. Das hat uns ungemein beruhigt, obwohl wir immer noch nicht genau wussten… also ich zumindest, wie und wann was gestoppt werden sollte. Ich bin aber in guter Gesellschaft, weil auch die Opposition im Landtag mit den Erklärungen des Landesrates wenig anfangen konnte und deshalb eigene Interpretationen zum Besten gegeben hat. Das oppositionelle Ergebnis war – so leid mir das tut – eher bescheiden. Das kann wieder an der geistigen Trägheit des Volkes liegen, das nie versteht, was die Opposition will, vielleicht aber auch an der Tatsache, dass diese Thematik so kompliziert ist, dass es dazu eine EURAC-Studie bräuchte, um Licht in die verdunkelten und mit Betten vollgestopften Schlafzimmer zu bringen. So gesehen war es an der Zeit, dass die Bürgermeister Klartext gesprochen haben. Der Wolkensteiner sorgt sich um die Entwicklung seiner unterentwickelten Gemeinde, weil er nur mehr 30 Betten dazu bekommt. Wie wir alle wissen, müssen die Menschen in Gröden auf der Straße schlafen, weil dort Betten an allen Ecken und Enden fehlen. Der Bürgermeister von Villnöss hat auch erklärt, worum es geht: Um einen nachhaltigen und sanften Tourismus! Einen solchen will er, und deshalb braucht er in Villnöss keinen Bettenstopp. Und ich Depp dachte, Bettenstopp heißt: Es reicht!