Ob Frau Kuenzer die Pille nimmt, interessiert mich nicht
Im Sommer 2021 von Robert Asam
Darf man die Damen und Herren Landtagsabgeordneten fragen, wie sie es mit dem Impfen halten? Fragen darf man, aber nicht in allen Fällen bekommt man eine Antwort. Der „Neuen Südtiroler Tageszeitung“ ist es so ergangen. Ist ja auch eine Frechheit, unsere Politiker*innen nach so privaten Dingen zu fragen. Die Impfung gegen Covid-19 ist offensichtlich besonders privat. Die überraschten Leser*innen erfahren, dass das Team K(öllensperger) ganz klar für das Impfen ist, aber ob sich die K’s alle impfen lassen, bleibt in zwei Fällen streng geheim. Maria Elisabeth Rieder und Alex Ploner wollen das lieber für sich behalten. Auch eine Landesrätin ist der Meinung, dass wäre ihre Privatsache. Sie kontert die Frage mit dem Argument, man würde sie ja auch nicht fragen, ob sie die Pille nehme. Liebe Frau Kuenzer-Hochgruber, wundert es Sie wirklich, dass Sie bisher noch nie jemand danach gefragt hat? Wahrscheinlich, weil es nicht von öffentlichem Interesse ist, aber vor allem, weil das wirklich Ihre Privatsache ist. Die Impfdebatte jedoch wird jetzt geführt, kontrovers und öffentlich, und gerade Volksvertreter*innen sollten sich nicht verstecken, sondern Position beziehen. Aber offenbar tun sich Menschen, die auf Wählerstimmen angewiesen sind, besonders schwer, auf einfache Fragen eine einfache Antwort zu geben. Vielleicht weil das Wahlvolk in dieser Frage gespalten ist? Würde man sich als Impfskeptiker outen, könnten beim nächsten Mal Stimmen von Impfbefürwortern fehlen und umgekehrt. Sollte mich jemand fragen, ob ich vor der nächsten Landtagswahl diese Partei oder doch eine andere wähle, werde ich auch die Pillen bemühen. So manche Partei ist eine bittere Pille, und wer schluckt schon gerne bittere Pillen? Und überhaupt, mich fragt ja auch niemand, wie ich es mit dem Impfen halte.