Und täglich grüßt das Murmeltier
Im Sommer 2022 von Robert Asam
Es ist noch nicht einmal richtig Sommer, und schon ist die Hitze da. Hatten wir das nicht schon, diese viel zu frühen heißen Tage? Natürlich hatten wir das. Wir erinnern uns vielleicht nicht mehr daran, aber gejammert haben wir auch voriges Jahr und das Jahr zuvor. Unsere Gedächtnislücken sind das Glück jener, die uns täglich mit Nachrichten versorgen. Alle paar Jahre kommt ein/e Justizminister/in aus Rom nach Bozen, besucht das Gefängnis, ist ganz erschrocken, wie schlimm die Zustände sind, fährt wieder nach Hause, nicht ohne die Forderung gestellt zu haben, dass es dringend einen Neubau brauche. Alle paar Monate gehen Heimatschützer und Alpenvereinsmitglieder auf die Barrikaden, weil die Landesregierung wieder einmal ein Projekt genehmigt hat, das ihnen gegen den Strich geht. Und wenn dann gewählt wird, wählen Heimatschützer und Alpenvereinsmitglieder so wie sie immer gewählt haben. Aus gutem Grund, weil sie dann wieder regelmäßig gegen ein Projekt protestieren können. Auch das Virus hat sich schon mit dem Murmeltiersyndrom angefreundet. Einmal gehen die Zahlen nach oben, dann wieder nach unten, was zur Folge hat, dass es uns egal ist. So vergehen die Tage und Wochen mit immer neuen alten Nachrichten vom Klimawandel und vom Bettenstopp. Ersterer kommt, von Letzterem weiß man es nicht. So gesehen hat es mich richtig gefreut, dass in Meran endlich etwas passiert ist, das es nie zuvor gegeben hat. Fotos in fast allen Zeitungen, die den Bürgermeister und seine Stellvertreterin und den Finanzstadtrat beim Padelsport zeigen. Zuerst habe ich an einen Schreibfehler gedacht und stellte mir die Frage, ob die Paddler sich wohl über Wasser halten würden. Aber die Sorge war unbegründet. Es wurde nicht gepaddelt, sondern gepadelt, eine Mischung aus Tennis und Squash. Dafür reicht ein D. Das Gute an der Padelpremiere der Stadtregierung ist, dass sich die Nachricht nicht in der Endlosschleife halten und uns im nächsten Sommer erspart bleiben wird. Dann, wenn es wieder viel zu früh zu heiß und hinter den Gärten von Trauttmansdorff das nächste Luis-Zagler-Stück gespielt wird, vielleicht mit dem Titel „Bettenstopp“.