Viel Arbeit für wenig Geld
Im Herbst 2022 von Robert Asam
Merans Stadtverwaltung ist wirklich nicht zu beneiden. Dass man beim Spazierengehen auf dem Tappeinerweg nicht mehr aufs Klo gehen kann, ist dabei noch das kleinste Problem. Und, ganz ehrlich, lieber in der frischen Luft schnell hinter einen Baum oder eine Palme, als mitsamt der Schüssel in die Tiefe stürzen. Einsturzgefährdet soll das Toilettenhäuschen sein. Jetzt bohrt die Gemeinde auf eigene Kosten, um herauszufinden, warum. Vielleicht treibt sich der Hund, der Laternen so lange anbrunzt, bis sie umfallen, auch auf dem Tappeinerweg herum. Aber, wie gesagt, es gibt gravierendere „grattacapi“ für den Bürgermeister und seine Verwaltung. Jetzt ist ihm eine Stadträtin abhandengekommen. Auch da kann man über die Gründe nur spekulieren. Die Vizebürgermeisterin hat gesagt, im Stadtrat hätten fünf in eine Richtung gearbeitet und Nummer 6 in die andere. Der Bürgermeister hingegen hat die zu geringe Amtsentschädigung ins Spiel gebracht, die nicht den Vorstellungen der Geflüchteten entsprochen haben soll. So jedenfalls habe ich ihn verstanden. Die Dame arbeite jetzt doch lieber wieder als Freiberuflerin, hat er gesagt. Schon schlimm, wenn man für die Allgemeinheit arbeiten will und dann feststellt, dass das eine unterbezahlte Tätigkeit ist. Überhaupt macht regieren in Meran keinen Spaß. Man muss viel mehr Zeit im Rathaus verbringen als ursprünglich angenommen, und die Opposition hat an der Arbeit der Mehrheit immer etwas auszusetzen und tut nichts anderes, als eigene – völlig unnötige - Vorschläge einzubringen. So gesehen komme ich nicht umhin, den vorherigen Bürgermeister zu rügen. Der Paul hätte dem Dario reinen Wein einschenken und ihm sagen sollen, dass es – verzeihen Sie mir den Ausdruck – ein Scheiß-Job ist, in Meran Bürgermeister zu sein. Apropos Scheiß-Job: Der Bürgermeister muss innerhalb kurzer Zeit eine neue Stadträtin finden. Kleiner Trost: Wenigstens braucht er sich nicht auch noch um neue Pächter für das Klo am Tappeinerweg zu kümmern. Wir werden noch froh sein, dass uns ein Lift schnell hinunter zum Pfarrplatz bringt, in der Hoffnung, dass dort die Klofrau nicht auch gekündigt hat… wegen zu geringer Aufwandsentschädigung.