40 Jahre Buchhandlung Alte Mühle
Im Winter 2019 von Eva Pföstl
Mit Stolz feiert die Buchhandlung „Alte Mühle“ dieses Jahr das 40-jährige Jubiläum. Die Buchhandlung, welche 1979 von Friedl Schölzhorn gegründet wurde, wird heute bereits in dritter Generation geführt.
Das Verkaufen von Büchern ist ein Berufszweig, der vom gemeinsamen Interesse an der Welt lebt. So hat es auch die Gründerin der Buchhandlung Alte Mühle, Friedl Schölzhorn, gesehen, als sie 1979 gemeinsam mit ihrem Mann den Buchladen in Meran eröffnete. Für sie hatte das Geschäft des Bücherverkaufens bereits in jungen Jahren begonnen, als sie die eigene Begeisterung für das Lesen mit anderen teilte.
Friedl Schölzhorn studierte in Berlin erfolgreich Innenarchitektur und war Mitglied der Deutschen Buchgemeinschaft, eines Vertriebssystems für Bücher, die exklusiv oder zu Vorzugspreisen an Mitglieder verkauft wurden. Bereits nach dem Ende des 2. Weltkrieges betreute sie aktiv einen Buchclub und scharte wissbegierige Leser um sich. Dies nicht nur in Berlin, sondern später auch in Mailand, Genua und London, wo sie ihre berufliche Tätigkeit ausübte. Da es in der damaligen Zeit flächendeckend nicht genug Buchhandlungen gab, begeisterte sie sich für die Idee, über einen Club Bücher auf direktem Wege zum Leser zu bringen. Auch als sie nach ihrer Heirat im Jahre 1956 nach Sterzing zog, organisierte sie weiterhin Leserschaften. Die private Wohnung diente sowohl als Buchlager als auch als Treffpunkt für die Clubmitglieder, die nicht nur bestellte Bücher abholen, sondern direkt vor Ort auch Bücher auswählen konnten. Als die Familie 1978 nach Meran zog und mit dem Umbau des Geschäftes im Gebäude der „Alten Mühle“ begann, konnte Friedl Schölzhorn bereits auf einen gepflegten Kundenstamm zählen. Der neue Buchladen erhielt den Namen „Alte Mühle – Deutsche Buchgemeinschaft“, denn der Buchclub wurde weitergeführt.
Rainer Schölzhorn – ein Quereinsteiger mit innovativen Ideen
Eine neue Ära brach an, als Rainer, der jetzige Besitzer und Sohn von Friedl Schölzhorn, den Buchladen übernahm. Er führte zeitgemäßere Methoden der Betriebsführung ein, rüstete den Betrieb technisch auf, sortierte den Bücherbestand neu, engagierte motivierte Mitarbeiter und gewann das Vertrauen vieler neuer Kunden, indem er auf Qualität und neuen Service setzte. Die Tätigkeiten des Buchclubs wurden parallel zur allgemeinen Buchhandlung weitergeführt, im Laufe der Jahre jedoch eingeschränkt und 2012 endgültig beendet. So wurde aus der „Alten Mühle“ – wie die Buchhandlung mittlerweile liebevoll von den Meranern genannt wird –, einst als Buchgemeinschaft mit Buchclub gegründet, allmählich eine allgemeine Buchhandlung.
Rainer Schölzhorn nahm als Quereinsteiger an Tagungen und Workshops mit Buchhändlern aus aller Welt teil, die über Innovationen und das Buchgeschäft der Zukunft diskutierten, und setzte auf eine Mischung aus innovativem und traditionellem Service, und – wie jedes clevere Unternehmen – auf den Dialog mit dem Kunden. Ein umfassendes Sortiment wurde eingeführt, sogar ein englischsprachiger Katalog, und Leseratten bekamen erstmals die Möglichkeit, telefonisch Bücherbestellungen zu tätigen. Letzteres war Mitte der 80er-Jahre ein enormer Fortschritt im Vergleich zum Service, der von den traditionellen Buchhandlungen in Südtirol geboten wurde. Als „Nahversorger“ knüpfte die Buchhandlung in Meran ein kulturelles Netzwerk, um mit eigenen Veranstaltungen das kulturelle Leben vor Ort zu prägen, sowohl im Buchladen als auch auf dem sich in Familienbesitz befindenden „Schloss Pienzenau“ oder in Kooperation mit lokalen Einrichtungen, wie z.B. Bibliotheken.
Bewährtes Personal und gute Kontakte zur „Konkurrenz“
Der Wandel erfasste auch die Betriebskultur. Rainer Schölzhorn übertrug seinen Mitarbeitern nicht nur Aufgaben, sondern auch Verantwortung und die jeweiligen „Leidenschaften“ der Mitarbeiter trugen somit wesentlich zur Sortimentauswahl bei. „Das Fundament unseres Erfolgs ist das motivierte Team, welches unsere Kundschaft gerne berät und auf individuelle Wünsche eingeht“, betont Schölzhorn. Für ihn ist es wichtig, dass selbst Vielleser bei ihm immer wieder neue Entdeckungen machen können und gut beraten werden.
Auch eine gute Beziehung zu den „Konkurrenten“ in der Stadt war Schölzhorn immer ein Anliegen – so übernahm er auch nach der Schließung der Buchhandlung Poetzelberger im Jahre 2005 die italienische Abteilung samt Mitarbeitern. Im ersten Stock der Buchhandlung befindet sich auch ein gut sortiertes Antiquariat, das hauptsächlich über Internet vertrieben wird.