Als die Trambahn noch von Lana nach Meran fuhr
Lesezeit: 5 minMittlerweile sind es bereits 115 Jahre her, dass die Bahn von Lana nach Meran feierlich eröffnet wurde. Sie war die erste elektrische Straßenbahn Südtirols, wurde am 11. August 1906 eröffnet und fuhr bis zum 8. Mai 1950. Sie war damals ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für das gesamte Burggrafenamt.
Die Vorgeschichte
Nach der Inbetriebnahme der Eisenbahn von Bozen nach Meran am 4. Oktober 1881 beschäftigte man sich auch in der Burggräfler Gemeinde Lana mit dem Bau einer Lokalbahn nach Meran. Bereits um 1897 wurden durch den Tiroler Eisenbahnpionier und k. k. Oberbaurat Ing. Josef Riehl aus Innsbruck erste Studien für eine elektrische Trambahn von Meran nach Lana erstellt. Diese Lokalbahn sollte eine rasche und zweckmäßige Verbindung zwischen der aufstrebenden Kurstadt Meran und der Gemeinde Lana herstellen, um u.a. auch den noblen Meraner Kurgästen entsprechende Ausflugsmöglichkeiten anzubieten. Dazu zählten vor allem die wildromantische und naturbelassene Gaulschlucht sowie der gotische Hans-Schnatterpeck-Altar in der Pfarrkirche von Niederlana. Später, nämlich 1912, kam noch eine Seilbahnfahrt auf das Vigiljoch dazu. Aber auch das Lananer Bürgertum selbst beschäftigte sich um 1900 mit einer neuen Straßen- und Bahnverbindung nach Meran, da es damals noch keine direkte Straßenverbindung zwischen Lana und Meran gab und man stets den Umweg über Burgstall nehmen musste.
Strom vom Elektrizitätswerk in der Gaulschlucht
Als 1903 der Lananer Seilbahnpionier Dipl.-Ing. Luis Zuegg (1876-1955), er gilt als der Begründer und Förderer der frühen Industrialisierung in Tirol, aus Graz in seinen Heimatort Lana zurückkehrte und dort mit Hilfe seines Studienkollegen Franz Pichler von den Elin-Werken-Weiz in der Oststeiermark in der Lananer Gaulschlucht das erste Elektrizitätswerk erbaute, wurde erneut und intensiv über eine neue Bahnverbindung nach Meran diskutiert. Es wurde nun gemeinsam mit weiteren Gesinnungsgenossen aus Lana, allen voran mit dem Rechtsanwalt und späteren Bürgermeister Dr. Jakob Köllensperger (1868-1954), eine eingleisige und schmalspurige Lokalbahn mit einem Meter Spurweite von Lana nach Meran entlang der neu zu errichtenden Straße ins Auge gefasst. Weitblickende Personen fanden sich schon bald und gründeten dafür eine eigene Aktiengesellschaft. Daraufhin wurde nun ein eigenes Konsortium gegründet, bestehend aus Dr. Jakob Köllensperger, dem E-Werkbesitzer und späteren Seilbahnpionier Dipl.-Ing. Luis Zuegg, dem Großhändler Martin Lösch, dem Teisswirt Franz Stauder und dem Bauunternehmer Anton Gurschelbauer.
Konzessionsvergabe
Diese fünf Herren bekamen am 20. Jänner 1906 vom k. k. Eisenbahnministerium in Wien die Konzession für den „Bau und Betrieb einer mit elektrischer Kraft zu betreibenden schmalspurigen Bahn von Lana nach Meran“. Luis Zuegg sah in dieser elektrischen Trambahn auch einen guten Stromabnehmer für sein Kraftwerk in der Gaul und war daher, trotz vieler Gegner, ein eifriger Verfechter dieser Lokalbahn. Ausschließlich über Aktienverkauf finanzierte man nun diese 7,6 km lange neue Straßenbahn von Lana über Tscherms und Marling nach Meran. Der Ausgangspunkt dieser neuen Trambahnlinie war gegenüber vom Gasthof Teiss in Oberlana, die Endstation vor dem Hotel Central am Rufin-Platz (heute Theaterplatz) in Meran. Größere Bauvorhaben mussten dabei verwirklicht werden, so u.a.
eine neue Brücke über die Etsch bei Marling und eine neue Brücke über die Passer (die ehemalige Kaiserbrücke, heute Theaterbrücke). Mit dieser neuen Trambahn konnten nun die folgenden elf Haltestellen bedient werden: Oberlana, Tscherms, Tscherms Feldererhof, Marling Kellerei, Marling Dorf, Bahnhof Untermais, Kaiserjägerkaserne, Versorgungshaus, Sportplatz, Franz-Ferdinand-Kai und Meran Rufin-Platz (heute Theaterplatz). Für den Personenverkehr, der von 6.00 bis 22.00 Uhr stattfand, waren vier Triebwagen, ein Packwagen und drei Beiwagen vorhanden. Später wurden noch zwei weitere Triebwagen angeschafft. Mit einer maximalen Steigung von 33 Promille wurde im Abstand von 30 Minuten gefahren und die Fahrzeit von Lana nach Meran betrug damals 26 Minuten. Öfters wurden zudem auch Sonderzüge eingesetzt; so verkehrten oft abends zusätzlich die sogenannte „Theaterzüge“, damit die Theaterbesucher spät abends wieder von Meran nach Lana heimfahren konnten.