Christi Himmelfahrt – „Auffahrtog“
Im Frühling 2019 von Dr. Elfriede Zöggeler-Gabrieli
Am „Auffahrtog“, dem Christi Himmelfahrtstag (auch als »Erhöhung Christi« bekannt), wird jedes Jahr die Rückkehr von Jesus Christus als Sohn Gottes zu seinem Vater in den Himmel in besonderer Weise gefeiert. Dieses Hochfest wird alljährlich 39 bzw. 40 Tage nach dem Ostersonntag begangen. Das ist traditionell der Donnerstag nach dem fünften Sonntag nach Ostern bzw. zehn Tage vor dem Pfingstfest, mit dem der Osterfestkreis dann schließlich sein Ende findet. Während in vielen christlich orientierten Ländern wie Deutschland, Österreich und in der Schweiz u. a. Christi Himmelfahrt ein gesetzlicher Feiertag ist, wurde dieser in Italien, Polen und Ungarn abgeschafft und das Fest wird am darauffolgenden Sonntag kirchlich gefeiert.
Herkunft und Entwicklung
Schon im Neuen Testament, im Evangelium nach Lukas (24,50-52) und in der Apostelgeschichte (1,1-11) wird vom auferstandenen Jesus erzählt, der sich vierzig Tage lang den Jüngern zeigte und anschließend in den Himmel zur Rechten Gottes erhoben wurde. Gleichfalls wird auf die Himmelfahrt Jesu bei Matthäus 26,64, Johannes 14,1-3, Epheser 4,8-10, 1, Thessalonicher 1,10 und Hebräer 2,9 4,14 hingewiesen.
Aufgrund der engen Verbindung von Auferstehung und Geistsendung war es in den ersten drei Jahrhunderten üblich, die Himmelfahrt Christi mit dem Pfingstfest gemeinsam zu feiern. Im Laufe des 4. Jahrhunderts entwickelte sich der Christi Himmelfahrtstag zu einem eigenständigen Fest. Die Texte des Himmelfahrtstages selbst sind Ausdruck von Freude: Die Auffahrt in die Höhe wird als Triumph über das Irdische und Eingang in die Herrlichkeit des Vaters verstanden und verbindet sich mit der freudigen Erwartung der Sendung des Geistes. Die liturgische Farbe zu diesem Hochfest ist das österliche Weiß als die Farbe des Lichtes.
Brauchtum
Nach altem Brauch sind die drei Tage vor Christi Himmelfahrt Bitttage, die im 4. Jahrhundert in der römischen Kirche eingeführt wurden und sich dann allmählich ausbreiteten. Auch in vielen Südtiroler Dörfern werden die traditionellen Bitt-Prozessionen abgehalten, die durch das Dorf, durch Wiesen, Feld und Wald führen, bei welchen die Gläubigen für gute Witterung und gute Ernte, aber auch für persönliche Anliegen beten.
Früher, als nur ein kleiner Teil der Bevölkerung lesen und schreiben konnte, stellte man vieles bildlich dar, darunter auch die Himmelfahrt Christi. Diese Verdeutlichung des Heilgeschehens wirkt heute vielleicht kindhaft, war aber einmal notwendig und der an dieser Tradition hängende Sinn wird durch die mancherorts bildliche Darstellung noch bewahrt, so in etwa zwölf Südtiroler und neun Nord- und Osttiroler Pfarreien.
In manchen Pfarrgemeinden wurde die Himmelfahrtsszene auf den Nachmittagsgottesdienst verlegt, da diese bildliche Darstellung oft eine Störung des Gottesdienstes bedeutete, weil die Aufmerksamkeit der Gottesdienstbesucher mehr der Christusstatue und den begleitenden Engeln galt. Dieser Brauch wird heutzutage allerdings zunehmend kritisiert, da er aus theologischer Sicht ein falsches Bild vermittelt. Die Fahrt in den Himmel – also einen bestimmten Ort über den Wolken – ist nicht wörtlich zu nehmen. Es beschreibt den Eintritt Jesu in den göttlichen Herrschaftsbereich. In einigen Dörfern Südtirols, so in Dorf Tirol (vgl. Haider, S. 227 ff.) oder in Tschars, hat sich diese Darstellungsform dennoch erhalten, obwohl schon in den 1930er-Jahren in einem Zeitungsartikel, in welchem das Hochfest in Meran von 1559 aufgezeigt wird, der Hinweis zu finden ist, dass die Zeremonie der Christi Himmelfahrt nicht mehr zeitgemäß sei:
Christi-Himmelfahrt in Merano i. J. 1559
Nach der alten noch vorhandenen geschriebenen Kirchenordnung vom Jahre 1559 wurde das Christi-Himmelfahrts-Fest in solch theatralischer Weise gefeiert, welche in der guten alten Zeit möglich war, jetzt aber als höchst unpassend erscheinen würde.
Am „Auffart Abent“ wurde die Pfarrkirche hochfestlich, auch mit „majen“ (Birkenbäumchen) geschmückt; um 3 Uhr nachmittags war feierliche Vesper, ½ 6 Uhr Mette und Laudes-Psalmen. Am Himmelfahrtsfeste selbst um 3 Uhr Frühmesse und Prioramt (Frühamt). Bereits um 5 Uhr morgens ließ der Mesner eine Uere [tragbares Gefäß] voll Wasser, ein Bündel Werg (gehechelten bzw. gebürsteter Hanf oder Flachs) und „Engelen“ auf das Kirchengewölbe bringen und zur Auffahrtsfeier herrichten. Um 7 Uhr war das Hochamt mit dem „gulden Mößgewand und den roten (!) Dienströckh“ (Levitenröcke). Nach dem Mittagstische nahm der Mesner zwei „Stattlen Oblaten, eine kleine für die Schueller und eine große für die Pauren (Bauern), auch Kösten und Nussen auf das Kirchengewölbe“. Um 11 Uhr zappelten die Engelchen, an Seilen befestigt, auf und nieder; zugleich fielen die Gaben des Himmels, Oblaten, Kastanien und Nüsse mit brennendem Werg und Wasser auf Kinder und Erwachsene herab, die um diese Weihegeschenke zankten. Dann kamen die „Pueben“ (Ministranten) mit Stangenlichtern und drei Priester in Chormänteln und sangen am Nikolausaltar die Non. Nach der Respons [Wechselgesang zwischen einem Vorsänger und der Gemeinde] zogen sie zum „Weihprunnstein“, wo unter der Gewölbeöffnung ein Tischchen stand, auf dem die Statue des Heilandes auf die Auffahrt wartete. Sie wurde dann nach kurzem Gesang an ein Seil gebunden und zugleich mit den schwebenden Engelchen in drei Absätzen ins Gewölbe hinaufgezogen. Nun wiederholte sich das erwähnte Kinderspiel an heiliger Stätte noch einmal. Daran schloss sich die Predigt, die wohl kaum die Herzen ergriffen haben mag.
Am darauffolgenden Sonntag (8. Mai) wurde nur das Fest „St. Michaels Erscheinung“ gefeiert; der Sonntag Exaudi, drei Tage nach Christi Himmelfahrt, wurde erst acht Tage später (15. Mai) nachgetragen, wodurch das Pfingstfest um eine Woche verschoben wurde! Ob das wohl allgemein geschah? Das Osterfest wurde am 27. März gefeiert. Allein nach dem von Papst Gregor XIII. 1582 verbesserten Kalender wäre es auf den 26. März gefallen. Es sei noch bemerkt, daß die auf Ostern und Pfingsten folgenden 3 Tage nach denen von Weinachten benannt wurden: Steffestag, Johannestag; der Mittwoch hieß (nach Tirol. Weistümer V. 89 ff.) der „Kindleintag“, der Pfingstmittwoch nach unserer Khürchen-Ordnung“ von 1559 der „Quattemer-Mittwoch“. Am Oster- und Pfingstmontag gebrauchte man beim Hochamt das blaue Meßgewand und blaue „Dienströcke“, am Dienstag das schwarzsamtene Meßgewand und die roten „Dienströcke“. Nach dem Tridentinischen Konzil, das 1563 beendet wurde, kamen strengere Vorschriften. (A. Sch.)
Vielerorts wird an Christi Himmelfahrt im Anschluss an das Hochfest eine feierliche Prozession begangen. Der Dorfchronist von Tschars, Robert Kaserer, beschreibt diese wie folgt: