Eduard Habicher
Skulptur als Zeichnung im Park
Im Frühling 2011 von Margareth Bernard
Seit einigen Wochen steht die Skulptur Über-raschung des Meraner Künstlers Eduard Habicher im südlichen Teil des Thermenparkes.
Die Skulptur ist dank einer Initiative von Kunst Meran temporär in der Sparkassenstraße aufgestellt worden und hat jetzt für ein Jahr ihren Platz im Thermenpark gefunden.
Die Skulptur trägt den Namen Über-raschung und thematisiert die Auseinandersetzung Habichers mit dem Raum. Der formale Vorwand eines Gebäudes dient der Möglichkeit, dieses auf den Kopf zu stellen – psychologisch formuliert, der Möglichkeit, eine erstarrte Situation umzukrempeln und damit einen Akt der Befreiung zu begehen.
Kunst ist auch im Fall Habichers eine Metapher für das Leben und die sozialen Kontakte des Künstlers mit seiner Umgebung.
Darüber hinaus verzichtet die Skulptur trotz ihrer Größe auf Masse, sondern betont Leichtigkeit und Schwerelosigkeit. Die Skulptur wird zur Zeichnung im Raum.
Um eine Hinterfragung und eine Befreiung kreist auch die Materialwahl dieser Arbeit: rostfreier Edelstahl - ein überaus beliebtes Industrieprodukt erfährt durch die Bearbeitung durch Habicher eine Veränderung und wird ein lebendiges, facettiertes Material. Der Baustahlträger - der als zweites Material zum Einsatz kommt - steht seit der industriellen Revolution für ein berechenbares, starres, tragfähiges und zuverlässiges Ingenieursprodukt und ist für Habicher der „Inbegriff der Rationalität“. In seiner Skulptur wird diese Technikgläubigkeit durch das freie Verbiegen dieses Baustahlträgers in Frage gestellt und an ihre Stelle tritt ein fantasievoller Umgang mit dem Produkt. Erneut spiegelt also ein technischer Aspekt der Skulptur die Psyche des Menschen: seine rationale und seine fantasievolle Seite sind in jedem von uns in einem mehr oder weniger prekärem Gleichgewicht. Die Auseinandersetzung mit diesem Gleichgewicht mündet in der Arbeit, die eben diese Balance widerzuspiegeln sucht.