Faszinierende und edle Blumen
Im Sommer 2016 von Angelika Kröll Kofler
Wir stellen sie ans Fensterbrett im Wohnzimmer, in die Küche oder lassen uns im Eingangsbereich von ihnen begrüßen. Orchideen sind elegant und hinterlassen mit ihren fantastischen Blüten Eindruck bei Gästen. Wir lieben sie, weil sie pflegeleicht sind und uns mit einer langen Blühdauer erfreuen. Nur wenige Kilometer entfernt von Meran, in Gargazon, wurde am 13. März 2016 die Raffeiner Orchideenwelt eröffnet. Natürlich ein Tipp für Orchideenliebhaber, doch einzigartig ist die Erlebniswelt für alle Besucher, ob Urlauber oder Familien.
Das Orchideenzentrum ist ein Ort, der seinesgleichen europaweit sucht, denn es ist keine Gärtnerei im üblichen Sinn. Es ist eine einzigartige Verbindung zwischen Gewächshaus, Orchideenschau und Erlebnispark. Juniorchefin Barbara Raffeiner hat den Betrieb im vergangen Jahr von Vater Valtl Raffeiner, Obmann der Südtiroler Gärtnervereinigung, übernommen. Außerdem können Besucher vor Ort den Ursprung der Südtirol Orchidee® erkunden.
Was macht die Orchideenwelt so besonders? Auf der alten Staatsstraße nach Bozen fallen die vielen gekalkten Gewächshausanlagen auf. Eine ausgedehnte Gärtnereilandschaft inklusive eines Bistros? Es ist nicht nur eine weitläufige Gärtnerei, denn linker Hand erstreckt sich die Produktionsstätte, sozusagen die Schatzkammer des Betriebes, und rechter Hand erwartet den Besucher die große Überraschung. Es ist die Vision von Valtl Raffeiner, die konkret geworden ist und das Prädikat sehenswert trägt. Auf über 6.000 m² Gewächshausfläche wurden über 12.000 Pflanzen in einen Dschungel eingebettet, der mit sage und schreibe 6.000 Orchideen tropisch wirkt.
„Die Besucher erwarten über 500 verschiedene Orchideenarten, die ein wahres Naturschauspiel an Farben, Formen und Düften darbieten. Und damit all dieser Blütenreichtum bestaunt werden kann, sind mindestens sechs Besuche im Jahr nötig“, empfiehlt Barbara Raffeiner. „Doch nicht nur die Einzigartigkeit der exotischen Schönheiten wird unsere Besucher faszinieren, sondern die gesamte Struktur der Anlage für große Augen sorgen.“
Bepflanzung
Tatsächlich sind in der Orchideenwelt 140 verschiedene Grünpflanzenarten vertreten, die als Unterbepflanzung dienen. Insgesamt sind in einem nachempfundenen Dschungel 6.000 Pflanzen zu finden. Pinienzapfen bedecken den Boden und die sogenannten „Aufsitzer“ sorgen für ein originelles Ambiente, denn die meisten Orchideen wachsen epiphytisch, das heißt, sie wachsen auf Ästen und Astgabelungen. Einige andere Orchideen wachsen auf humosem Boden, wenige Exemplare wachsen litophytisch und bevorzugen Steine und Felsen als Untergrund. Valtl Raffeiner hat sich etwas einfallen lassen, um Südtirol und den weit entfernten Dschungel unter ein Dach zu bringen. Im Nonstal fand er alte Apfelbäume mit der notwendigen Höhe, die nun anstelle der Dschungelbäume als Aufsitzer für die Orchideen dienen, gewissermaßen Dschungel made in Südtirol. Alte Rebstöcke dafür fand er in Girlan und Gries.
Die Orchideenwelt ist als Themenweg gegliedert. Auf dem 400 Meter langen, betonierten Wegenetz durchschreiten die Besucher die Welt der verschiedenen Orchideen. Immer wieder entdecken Besucher blühende Orchideen, etwa die an ihr bestäubendes Insekt, eine Spinne, erinnernde Blüte. Auch ein Blick in die Orchideenproduktion öffnet sich für alle Neugierigen, um die Kultur der aus der eigenen Produktion stammenden Schönheiten zu begutachten.
Andere Highlights sind der Wasserfall und die Tropenvilla mit einem Teich, in dem Orchideen blühen und Koi-Karpfen ihre Bahnen schwimmen. Auch Schildkröten und Vögel haben in der Orchideenwelt ein neues Zuhause gefunden. Für Kinder wurden verschiedene Stationen eingerichtet, um sich auszutoben.
Unternehmerische Hintergründe
Im gesamten Italien gibt es nur noch einen weiteren Orchideenproduzenten, während Raffeiner Südtirol Orchidee® der einzige Betrieb in Südtirol ist. Valtl Raffeiner setzte schon früh auf Nischenprodukte und fing deshalb im Jahr 1999 an, Orchideen zu produzieren. Gleichzeitig hörte er mit der Geranienproduktion auf, die er 1970 im Bozner Stammbetrieb begonnen hatte. Dazu sollte man wissen, dass die europäischen Geranienproduzenten ihre Mutterpflanzen aufgrund des Klimas im Süden produzierten. Auch Raffeiner ging 1985 nach Apulien, um dort die Mutterpflanzen seiner Geranien zu produzieren – in Bozen wurden ausschließlich Stecklinge vermehrt. Wie in anderen Segmenten, entwickelte sich die Mutterpflanzenzüchtung und wurde noch weiter hinab in den günstigen Süden verlegt. Heute finden sich die riesigen europäischen Produktionsstätten in Kenia, Äthiopien oder gar Brasilien. Die konstanten Temperaturen in Äquatornähe sind dafür ideal. Mit dieser Marktentwicklung nahm die Lukrativität der Geranienproduktion für Raffeiner ab, weshalb er auf ein Nischenprodukt setzte: die Orchidee.