Feine Ideen – die Meraner Mühle
Im Frühling 2018 von Philipp Rossi
Seit mindestens 7.000 Jahren bauen wir Europäer Getreide an. Die ursprünglich aus dem Nahen Osten stammende Kulturpflanze hat sich schnell zum Grundnahrungsmittel schlechthin entwickelt und bildet seit je den Hauptbestandteil unserer Ernährung. Geändert haben sich im Laufe der Jahrhunderte jedoch die Anbau- und Verarbeitungstechniken. Schritt für Schritt haben die Maschinen und Geräte das händische Kornsäen und -dreschen ersetzt, sodass heute moderne Anlagen die einst vom Menschen mühsam verrichtete Schwerarbeit übernommen haben.
Im Burggrafenamt hat sich in dieser Sparte ein Familienbetrieb, die Meraner Mühle, in wenigen Jahrzehnten zum Marktführer entwickelt. Durch qualitativ hochwertige Grunderzeugnisse sowie professionelle Verarbeitungsmethoden überzeugt das in Lana ansässige Unternehmen, welches erst kürzlich ein eigenes Detailgeschäft, das Farinarium, eröffnet hat.
Von Bayern ins Burggrafenamt
Gegründet in der Meraner Innenstadt im Jahre 1872 unter dem Namen „Pobitzer-Mühle“, übersiedelte das Unternehmen rund 100 Jahre später in das heutige Betriebsgebäude in der Industriezone Lana. Heute befindet sich im ehemaligen Gebäude im Zentrum von Meran die Buchhandlung Alte Mühle.
Die Familie Albert und Sigrid von Berg, welche auf 600 Jahre Müllertradition im bayerischen Ansbach zurückblicken kann, übernahm zusammen mit Sohn Rudolf im Jahr 1985 die Meraner Mühle in Lana. In den Folgejahren wurde der Betrieb kontinuierlich erweitert.
Der Anfang in Lana erfolgte im Kleinen: Die Produktion begann mit einer überschaubaren, aber dafür qualitativ hochwertigen Auswahl an Mehlsorten. 1999 erfolgte gleichzeitig mit der Bio-Zertifizierung die Realisierung einer speziellen Mühle, um auch Roggen mahlen zu können. Im Jahr 2000 übernahm die Meraner Mühle den Trentiner Betrieb „Molino Tamanini“, der seinen Sitz in Vigolo Vattaro hatte. 2003 konnte der Betrieb seine Produktion erweitern, indem er eine neue Mischanlage für Mehle ankaufte. 2005 erhielt die Meraner Mühle die hoch angesehene IFS-Zertifizierung (International Featured Standards Foods), welche bestätigt, dass das Unternehmen in den Bereichen Hygiene, Produkttransparenz und Rückverfolgbarkeit höchsten Anforderungen entspricht. Einen weiteren Schritt in Richtung Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit setzte der Betrieb dann im Jahr 2001, seitdem wird ein Teilbereich der Firma mit Sonnenenergie energetisch versorgt. 2009 wurde eine Anlage für die Produktion von Bio-Futtermitteln installiert. 2014 erweiterte man die Produktionsstätte durch den Bau einer Mahlanlage für spezielle Vollkornmehle. 2015 erhielt der Betrieb zudem die Kosher-Zertifizierung.
Die Mühle im 21. Jahrhundert
Eine moderne Mühle ist hoch technisiert; die allermeisten Schritte im Herstellungsverfahren erfolgen durch Maschinen. Sobald das Getreide geliefert und in einem der insgesamt 35 Silos zwischengelagert wird, erfolgt eine erste Qualitätsüberprüfung. Im hauseigenen Labor analysieren die Fachspezialisten den Eiweiß- und Glutengehalt, die Feuchtigkeit sowie die Enzymaktivität des Rohstoffes. Nach dieser strengen Qualitätsüberprüfung wird das Getreide sorgfältig gereinigt, um die Rohware vom Bruchkorn, den Schalen und dem Staub zu befreien. In einem zweiten Schritt werden dann andersfarbige Körner erkannt und aussortiert. Dank des maschinellen Ablaufes ist es möglich, bis zu neun Tonnen Getreide in einer Stunde zu verarbeiten. Nun wird das Getreide mit Wasser benetzt und es erfolgen weitere Kontrollen, etwa betreffend das spezifische Gewicht, die Getreidetemperatur und den Feuchtigkeitsgehalt des Korns. Der letzte Schritt erfolgt durch die sogenannte Weißreinigung, in dem das Getreide ein letztes Mal von Unreinheiten befreit wird.