Finale furioso für Küchelbergtunnel
Variantenprojekte sparen zwei Jahre Bauzeit und bis zu 50 Millionen Euro
Der Küchelbergtunnel ist genehmigt und steht … vorerst auf dem Papier. Doch nun sorgen zwei Varianten für Aufregung. Sie haben drei wesentliche Vorteile: Sie sind günstiger, schneller gebaut und landschaftsschonender.
Sparen heißt das Gebot der Stunde. Während der Landeshaushalt in der Vergangenheit noch üppig ausgestattet war und es auf die eine oder andere Million mehr oder weniger nicht ankam, wird heute selbst um 100.000 Euro-Beträge beinhart gefeilscht. Die frisch gebackenen Landesräte können ein Lied davon singen.
So dürften die Variantenprojekte zur Meraner Nordwest-Umfahrung bei Land und Gemeinde durchaus Gehör finden. Wer kann es sich in Zeiten wie diesen leisten, Millionen-Einsparungen in den Wind zu schlagen.
Von Zahlen will die Meraner Architektengruppe PAM zwar nicht sprechen, doch der Meraner Stadtanzeiger hat recherchiert. Wenn man die Nordwest-Umfahrung mit anderen Tunnelprojekten in Südtirol vergleicht und die durchschnittlichen Kosten von 30.000 Euro pro Meter auf das Variantenprojekt umrechnet, dann ergeben sich Einsparungen von bis zu 50 Millionen Euro auf die 160 Millionen, die für das aktuelle Projekt veranschlagt sind. Das heißt im Klartext, dass die Kosten für das betreffende zweite Baulos um ein Drittel verringert werden könnten.
Die erwähnte Architektengruppe PAM (Plattform Architektur Meran) führt als Vorteile der von ihr propagierten Varianten vor allem landschaftsschonende Aspekte ins Feld. Auch die Zeitersparnis ist ein Argument. So könnte das zweite Baulos zwei Jahre früher fertiggestellt werden als im Ausführungsprojekt vorgesehen.
Zur Erklärung: Die PAM trifft sich seit zwei Jahren regelmäßig, um über die städtebaulich relevanten Großprojekte in Meran zu diskutieren und dazu öffentlich Stellung zu nehmen. Der lang ersehnte Küchelbergtunnel, also das Straßenbauprojekt Nordwest-Umfahrung, gehört zweifellos dazu. Dies umso mehr, als dass die PAM-Gruppe vom Landesamt für Bauten eingeladen worden war, als unabhängiger Gutachter zum Ausführungsprojekt Stellung zu nehmen.
Das Augenmerk der Architekten richtet sich in erster Linie auf die landschaftliche Einbindung des Nordportals in Richtung Passeier und die Anbindung an die bestehende Straße in das Passeiertal. Anhand der vorliegenden Pläne und eines Modells stellte die Architektengruppe fest, dass die geplante Tunnelausfahrt in einer sehr steilen Hanglage unterhalb der Zenoburg vorgesehen ist, an einer äußerst problematischen Stelle in unmittelbarer Flussnähe und direkt gegenüber dem Naherholungsgebiet Lazag.
Dort endet mit einer trompetenartigen Öffnung der Küchelbergtunnel und mündet in einen Kreisverkehr, der als Plattform rund zehn Meter über dem Flussbett liegt und bis in dieses hineinragt. „Bis zu 15 Meter hohe Stützmauern, eine 225 Meter lange Hangbrücke als Verbindung nach Obermais und eine völlig neue, abgesenkte Passeirer Brücke erfordern schwerwiegende Eingriffe in die Landschaft“, stellt Architekt Jos Gritsch im Namen seiner Kollegen fest. Der Anschluss an die Passeirer Straße – so sieht es das Ausführungsprojekt vor – erfolgt auf einer neuen, mehrere hundert Meter langen Trasse unterhalb der bestehenden Straße bis zur Abzweigung nach Dorf Tirol. Dieses gut ausgebaute Straßenstück würde durch die Maßnahme seinen Nutzen verlieren und müsste stillgelegt werden.
Nach einer genauen Analyse des Ausführungsprojektes und einem Ortsaugenschein hat die Architektengruppe zwei Projektlösungen ausgearbeitet, die eine wesentlich bessere landschaftliche Einbindung gewährleisten: ohne hohe Stützmauern, ohne neue Hangbrücke, ohne neue Passeirerbrücke, ohne eine neue Straße zur Tiroler Kreuzung und ohne Störung des sensiblen Naherholungsgebiets Lazag.