Hilfe und Unterstützung
Das Haus Basaglia in Meran bietet eine großzügige Struktur
Im Herbst 2015 von Dr. Martina Reinstadler
Depressionen, Angststörungen oder Essstörungen. Psychische Erkrankungen sind heute immer noch ein Tabuthema - obwohl ein Viertel bis ein Drittel aller Menschen im Laufe ihres Lebens an einer seelischen Störung leidet. Vielen fällt es schwer, darüber zu sprechen. Das Haus Basaglia in Meran versucht seit über 10 Jahren psychisch kranke Patienten zu unterstützen und begleitet sie auf dem Weg zurück in ein normales Leben.
Der Psychiatrische Dienst in Meran ist für die Erhaltung der geistigen Gesundheit und die Behandlung von psychischen Erkrankungen von Erwachsenen zuständig. Einen wesentlichen Beitrag dazu leistet das Haus Basaglia in Sinich. Die psychiatrische Rehabilitationsstruktur wurde 2003 eröffnet und bietet Wohn- und Schlafbereiche für 24 Patienten. Das Haus wird von einer Sozialgenossenschaft in Zusammenarbeit mit dem Sanitätsbetrieb geführt. „Die multifunktionale Einrichtung bietet neben einem therapeutischen Klima auch verschiedene andere Angebote. Die Patienten erhalten psychologische Unterstützung und eine medikamentöse Therapie, können aber auch ihren eigenen Interessen nachgehen. Das Haus Basaglia hat einen wunderschönen Garten, in dem Obst und Gemüse angebaut werden. Außerdem gibt es eine Bar und eine Werkstatt. „Kunsttherapie sowie Ausflüge und Unternehmungen stehen auf dem Programm“, sagt Verena Perwanger. Im August 2014 hat die Primarärztin die Leitung des Psychiatrischen Dienstes Meran übernommen. Das Haus Basaglia wird jetzt von Dr. Eva Innerhofer geleitet.
Die große Reform
Vor mehr als 50 Jahren hätte man sich eine Einrichtung wie das Haus Basaglia nicht vorstellen können. Der Namensgeber, Franco Basaglia, hat einen wesentlichen Betrag dazu geleistet. „Er hat sich für die Schließung der psychiatrischen Anstalten und die Verlagerung der Behandlung auf das Territorium eingesetzt. Franco Basaglia hat damit vor mehr als 40 Jahren von Görz aus eine Psychiatrierevolte eingeleitet, die zur Psychiatriereform von 1980 geführt hat. Basaglia hat sich dafür eingesetzt, dass psychisch kranke Menschen möglichst normal behandelt werden, sie Hilfe in der Nähe ihres Wohnortes bekommen und ihre Menschenwürde behalten.
Vor dieser großen Reform gab es in Italien nur große Anstalten, die naturgemäß viele Nachteile hatten. Personen wurden nicht individuell behandelt und sie hatten kaum Kontakt zur Außenwelt. „Auch die Freiwilligkeit der Behandlung war früher fragwürdig, meistens wurden sie zwangseingewiesen“, erzählt Perwanger. Durch das Gesetz wurde die Psychiatrie in das allgemeine Krankenhaus integriert und als „normale“ medizinische Fachrichtung eingestuft. Die Umsetzungsschritte für Südtirol wurden im Landespsychiatrieplan 1996–2002 festgeschrieben. Dabei handelt es sich um ein Programm für ein zeitgemäßes Betreuungsnetz für psychisch kranke Menschen. Im Bezirk Meran gibt es seitdem die Zentren für psychische Gesundheit, geschützte Wohnheime, Fachärzte und ein Team von Psychiatern, Psychologen, Sozialassistenten, Krankenpflegern und sozialen Hilfskräften.
Zufriedenheit und Freude lernen
Im Haus Basaglia werden erwachsene Menschen aus dem Raum Meran und Vinschgau aufgenommen, die unter einer schweren psychischen Störung leiden und die deshalb nicht selbstständig wohnen können. „Zurzeit werden im Haus vor allem Patienten mit psychotischen und bipolaren Störungen sowie mit Persönlichkeitsstörungen behandelt“, sagt Perwanger. Die Einrichtung ist für Meran besonders wichtig, da sie in ein Gesamtkonzept eingebunden ist. Zum Psychiatrischen Dienst im Raum Meran gehören drei Zentren für psychische Gesundheit, eine Akutabteilung, zwei Wohnheime und das Haus Basaglia. Somit ist es Teil eines Systems für die psychiatrische Betreuung. Die Zentren für psychische Gesundheit bieten sehr viel ambulante Grundversorgung.