Jungle Music Incubator
Ein Pionierprojekt der Südtiroler Jugend-, Kultur- und Sozialarbeit
Im Sommer 2022 von Eva Pföstl
„Jungle Music Incubator“ ist ein soziokulturelles Projekt, welches Anfang 2020 im Meraner Jugendzentrum „Jungle“ aus der Taufe gehoben wurde. Die Idee zum JMI hatte der Südtiroler Jugend- und Kulturarbeiter Philipp Kieser zusammen mit dem Pädagogischen Leiter des Jungle, Besay Mayer, während der Arbeit im Jungle. Sie begannen mit einigen Jugendlichen, welche ihre Sozialstunden über das Jugendgericht (USSM) in Meran ableisten mussten, anstatt die üblichen und anfallenden Arbeiten von den Heranwachsenden verrichten zu lassen, mit den jungen Männern an ihren selbstgeschriebenen Rap-Songs zu arbeiten. Innerhalb kurzer Zeit zeigte sich, dass die Jugendlichen über die Wertschätzung und die Unterstützung, Vertrauen gewannen und innerhalb weniger Wochen deutliche und spürbare Verhaltensänderungen an den Tag legten. Durch eine Projektfinanzierung des Amtes für Jugendarbeit der Provinz Bozen, einen Beitrag aus dem Covid-Unterstützungsfonds der Region Trentino Alto Adige und einen staatlichen Zuschuss konnte das Projekt kurzerhand finanziell auf sichere Beine gestellt und anschließend erfolgreich weiter ausgebaut werden. Nachfolgend wurde das Angebot des JMI durch zusätzliche Workshops und Kurse in den unterschiedlichsten Bereichen erweitert.
Die vier Stufen eines Künstlers
Vor allem der Workshop „Die vier Stufen eines Künstlers“ stieß auf sehr gute Rückmeldungen von den Jugendlichen. Immer mehr junge Menschen hörten von diesem Projekt und interessierten sich für die Arbeit von Heidegger und Co. Oft waren dies Jugendliche aus schwierigen sozioökonomischen Verhältnissen und solche, welche Schwierigkeiten hatten, in Südtirol Anschluss zu finden oder ihren Ausbildungsweg zu beenden. Ein Hauptproblem, welches erkannt wurde, ist, dass es einen großen Mangel an Motivation, viel Orientierungslosigkeit und mangelnde Wertschätzung gibt. Im Workshop sucht Heidegger dann mit dem JMI-Team nach der einzigartigen Identität eines jeden Künstlers: Auf dieser Basis können die Jugendlichen ihre Vision definieren und dann herausfinden, wie sie wachsen müssen, um das zu erreichen. Dabei kommen viele Lebensaspekte ins Spiel: Arbeit, Schule, Beziehungen. Im Projekt wird den Jugendlichen geholfen, ihre Energien einzuteilen, einen Plan zu haben, Struktur in ihr Leben zu bringen. Wenn sie ihr Ziel erreichen wollen, dann müssen sie auch andere Sachen in Ordnung bringen.
Synergie ist Trumpf
Die grundsätzliche Idee des JMI ist es, junge Kreative in einem Netzwerkprozess zusammenzuführen und sie dabei in den verschiedenen Formen zu unterstützen und zu begleiten. Gerade dieser multifunktionelle und gleichzeitig niederschwellige Ansatz ermöglicht es den Projektmitarbeiter/-innen, einen direkten Draht zu jungen und heranwachsenden Menschen aufzubauen und somit im besten Fall, ihre bisher verdeckten Potentiale sichtbar zu machen und zu fördern. Beim JMI handelt es sich um einen ganzheitlichen Ansatz, der Jugend- und Sozialarbeit mit Kulturarbeit verbindet. Die Stärke des JMI ist es, auch kurzfristig und je nach Bedarf auf die verschiedenen Wünsche, Interessen und vor allem Lebenswelten der jungen Menschen zu reagieren und dabei bestmöglich auf deren reale Lebensverhältnisse einzugehen. Zudem sieht sich der JMI mit seinem breit-gedachten Ansatz auch als eine Antwort auf die aktuelle Pandemiesituation, in der vor allem junge Menschen, welche oftmals nicht berücksichtigt wurden, nun direkt angesprochen und motiviert werden können, sich zu beteiligen und kreativ auszudrücken.
Ein soziales Musiklabel
Die bisherigen Erfahrungen zeigen bereits nach kurzer Zeit nachhaltig Wirkung und signalisieren auf recht klare und eindrückliche Weise, dass über die Musik und die damit verbundenen soziokulturellen Ansätze Wertschätzung für junge Menschen erzeugt werden kann, die sie in ihren herkömmlichen Lebenswelten bisher nicht immer oder nicht in ausreichender oder zufriedenstellender Form erleben konnten. Durch den Multi-Strategie-Ansatz des JMI werden junge Menschen dazu ermutigt, sich zuallererst auszuprobieren und in der Folge dann auch darin bestärkt in einem Wachstumsprozess eigenständig auf sich und ihr Umfeld einzuwirken. Nach Abschluss der ersten Phase strebt das Organisationsteam hinter dem JMI in Zukunft weitere Kollaborationen mit Jugend- und Kulturzentren, Schulen, dem Jugendgericht, den Sozialsprengeln sowie anderen Vereinen und privaten Unternehmen an. Seit Längerem wird bereits an der Fortsetzung der immensen Potentiale des JMI gearbeitet und man darf gespannt sein, was dort in Zukunft noch kommen mag.