„Meran ist ein Ort, an dem man sehr kreativ sein kann.“
Im Sommer 2022 von Eva Pföstl
MS: Herr Schneider, wie kommt man auf die Idee, einen Krimi zu schreiben, der in Meran spielt? Was war ausschlaggebend?
S. Schneider: Mich hat der Kontrast gereizt zwischen viel Sonne und heiler Welt und den Schattenseiten, die es in jeder Gesellschaft gibt. Und wenn man längere Zeit in Meran gelebt hat, wird man auch hier und da fündig. Ausschlaggebend war auch mein guter Kontakt zur hiesigen Polizei.
MS: Worin liegt für Sie der Reiz eines Krimis – noch dazu eines regionalen? Und was macht eigentlich einen guten Regional-Krimi für Sie aus?
S. Schneider: Der Reiz eines Krimis liegt darin, dass ich beim Schreiben auf jeder Seite die Erwartungshaltung des Lesers spüre. Er will wissen, wer der Täter ist. Das ist der rote Faden, an dem ich mich orientiere.
Bei einem guten Regional-Krimi zählt neben der Ermittlung des Täters vor allem die treffende Beschreibung der Schauplätze und Erkennungsmerkmale, weil sich das Geschehen sozusagen nebenan oder vor der Haustür des Lesers oder Zuschauers abspielt. Er kennt die Straßen, die Lokalitäten und die Menschen, die darin beschrieben werden.
MS: Ihre Erzählung ist sicherlich weit mehr als nur ein klassischer Kriminalroman. Es geht auch um Südtirol-spezifische Themen, z.B. das Zusammenleben der Sprachgruppen. Was reizt Sie an dieser Mischung von Tatsachen und Fiktion?
S. Schneider: Der Kriminalfall ist Fiktion. Aber das ‘Drumherum‘ sind Tatsachen bzw. reale Vorkommnisse. Die Tatsachen verhindern, dass sich die Fiktion selbständig macht und unglaubwürdig wird. Wenn Sie die realen Verhältnisse in Meran schildern, sind Sie schnell bei der Geschichte Südtirols und damit bei Themen, die über den Kriminalfall hinausgehen. Die Mischung von Tatsachen und Fiktion, das Nebeneinander von Information und Fantasie, alles, was ich als Journalist nicht durfte, kann ich im Krimi ausleben.
MS: Neben der aktuellen Geschichte überzeugt Ihr Kriminalroman vor allem mit gezielten Spannungshöhepunkten und einer beeindruckenden Atmosphäre. Profitieren Sie hierbei von Ihrer Erfahrung als Drehbuchautor?
S. Schneider: Ich glaube schon. Wenn ein Fernsehkrimi nur 58 Minuten dauert, muss die Dramaturgie stimmen und auf unnötig lange Beschreibungen verzichtet werden. Und das beherzige ich auch beim Schreiben eines Romans.
MS: Wie kommen Sie denn überhaupt auf Ihre Ideen, was inspiriert Sie?
S. Schneider: Eine Zeitungsmeldung, eine Geschichte, die jemand erzählt hat oder eine Sache, die ich selber erlebt habe… Und wenn sich beim Lesen oder Hören meine Fantasie in Gang setzt, schreib‘ ich’s auf. Aber der Papierkorb steht auch nicht weit entfernt …