Nerven wie Drahtseile
Die Bergrettung Meran im Einsatz
Im Sommer 2018 von Eva Pföstl
Die einzigen Helden am Berg sind die Retter. Sie urteilen nicht, sie rücken aus, wenn sie gerufen werden, erlösen aus jeder Not, auch wenn es nur eine gefühlte ist. Und das alles – ehrenamtlich!
In Meran soll es laut Überlieferungen erstmals um 1890 eine Rettungsstation gegeben haben. Damals war die Bergrettung aber unter dem Dach des Deutsch-Österreichischen Alpenvereins organisiert. In den Wirren des Ersten Weltkriegs wurde dieser Dienst aufgelöst. In der Zwischenkriegszeit wurde die Bergrettung im Ernstfall immer wieder ad hoc auf den Plan gerufen. Aufgrund der Verbote der damaligen faschistischen Machthaber durfte es keine offizielle Vereinigung geben. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war es dann endlich soweit: Der Bergrettungsdienst im AVS wurde von den Besatzungsmächten offiziell genehmigt. Am 7. Juni 1947 wurde die Rettungsstelle im damaligen Gasthof „Goldene Rose“ unter den Meraner Lauben offiziell gegründet.
Die Anfänge waren beschwerlich: Es fehlte an finanziellen Mitteln und deshalb auch an geeigneter Ausrüstung. In über sieben Jahrzehnten seiner Geschichte hat sich der Bergrettungsdienst Meran im AVS Schritt für Schritt zu dem entwickelt, was er heute ist: eine ehrenamtliche und professionell tätige Rettungsorganisation. Seit Jahren ist die Meraner Bergrettung ohne Zweifel eine jener Rettungsstellen im AVS, die jährlich landesweit am meisten Einsätze verzeichnen.
Auftrag mit Pflichten
Das Land Südtirol hat den Bergrettungsdienst per Landesgesetz an die beiden Bergrettungsorganisationen Bergrettungsdienst im Alpenverein Südtirol und CNSAS (Südtiroler Berg- und Höhlenrettungsdienst) im CAI übertragen. In 57 Rettungsstationen beider Bergrettungsorganisationen sind derzeit insgesamt 1.500 ehrenamtliche Helfer im Einsatz. Ganz egal, ob Ihre Retter rot-blaue oder rot-graue Jacken tragen – Sie sind immer in guten Händen!
Das Ehrenamt als Grundsatz
Bis zur Vereinsgründung 1997 war der Bergrettungsdienst ein Referat innerhalb des AVS und kein eigenständiger Verein. In den neuen Satzungen sind die 35 Bergrettungsstellen eigenständige Vereine, die seit 2017 alle im Landesverzeichnis der juristischen Personen des Privatrechtes eingetragen sind.
Als ehrenamtlich tätige Organisation besitzt der AVS gewisse steuerrechtliche Vorzüge und darf für seine Tätigkeit keine Lastschrift ausstellen. Die Bergretter arbeiten alle ehrenamtlich!
Kostenloser Dienst: Warum wir in Südtirol für die Bergrettung nicht zahlen müssen
Laut italienischem Gesetz sind bestimmte Dienstleistungen, wie z. B. dringende Versorgung bei schweren Erkrankungen und Verletzungen und der Transport ins nächste Krankenhaus kostenlos. Diese Leistungen werden über die Krankenkasse verrechnet. In Südtirol übernimmt die Sanitätseinheit alle Leistungen, die Ausgleichszahlung wird über den Landeshaushalt geregelt. Somit gilt, dass für Südtiroler auch die Bergrettung (Rettung und Transport) kostenlos ist. Die Kosten für Provinzfremde werden mit den jeweiligen Sanitätsbetrieben der Herkunftsprovinzen verrechnet. Ausländer zahlen die Leistungen in voller Höhe.
Weil der Bergrettungsdienst sich jedoch zum Teil über eine Konvention mit der Agentur für Bevölkerungsschutz finanziert, ist in Südtirol die Bergrettung nicht nur für Einheimische, sondern auch für Provinzfremde und Ausländer kostenlos. Es werden nicht die Einsätze als solches vergütet. Über einen eigenen Schlüssel werden die gesamten Tätigkeiten, die Mannstärke und besonders die Spesen der Rettungsstelle berücksichtigt.
Sehr oft reichen diese Geldmittel für besondere Anschaffungen nicht aus. So ist auch die Bergrettungsstelle Meran auf die Solidarität der 14 Gemeinden des Einsatzgebietes sowie deren Bevölkerung angewiesen. Die Gemeindeverwaltungen unterstützten die Finanzierung der laufenden Tätigkeiten und außerordentlichen Investitionen. Auch lokale Kreditinstitute sind mittlerweile verlässliche Partner. Sponsorenverträge mit Firmen, Spenden von Verunfallten und Einnahmen aus verschiedenen Veranstaltungen ergänzen die Einnahmen.
Kosten für Flugrettung
Rettungseinsätze aus der Luft mit Hubschraubereinsatz sind teuer. Während für Südtiroler lediglich ein Solidaritätsbeitrag von 100 Euro anfällt, müssen Provinzfremde und Ausländer je nach Anzahl der Flugminuten bezahlen. Verrechnet wird dabei über andere italienische Sanitätsbetriebe, ausländische Krankenkassen oder Privatversicherungen. Für AVS-Mitglieder übernimmt die Bergrettungsversicherung die Kosten.
Einsatzgebiet der Bergrettung Meran
Das Einsatzgebiet der Bergrettung Meran ist der größte Bergrettungs-Zuständigkeitsbereich in Südtirol.
- 14 Gemeinden: Naturns, Plaus, Partschins, Algund, Marling, Tirol, Meran, Burgstall, Gargazon, Vöran, Hafling, Schenna, Kuens, Riffian
- 336 Quadratkilometer
- Von der Mahdalm bis zur Mauslochalm sind es mehr als 60 km (Luftlinie).