Primar Herbert Heidegger geht in den Ruhestand
Im Sommer 2024 von Eva Pföstl
Herbert Heidegger gehört zu den bekanntesten Ärzten in Meran. Er arbeitet seit 1997 als Primar für Gynäkologie/Geburtshilfe im Krankenhaus Meran, wo er für knapp 30.000 Geburten verantwortlich war. Zu seinen beruflichen Erfolgen gehört u. a. die Errichtung des Brustgesundheitszentrums im Meraner Krankenhaus, das auf sehr hohem Niveau und mit sehr guten Erfolgen arbeitet. Nun geht Herbert Heidegger in den Ruhestand.
MS: Herr Heidegger, nach über 30 Jahren verabschieden Sie sich als Primar in den wohlverdienten Ruhestand. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge?
H. Heidegger: Ich freue mich auf die kommenden Jahre. Alles hat seine Zeit, ich bin sehr dankbar für ein erfülltes Berufsleben. Es ist ein besonderes Geschenk, wenn man den Beruf, den man ausgewählt hat, gerne macht und damit auch Erfolg hat.
MS: Wenn Sie an Ihre Anfangszeit als Gynäkologe zurückdenken: Wo sehen Sie die größten Unterschiede im Vergleich zu heute?
H. Heidegger: Frauengesundheit geht über das medizinische Fachgebiet Frauenheilkunde hinaus und umfasst die gesundheitliche Situation der Frau, die individuelle Konstitution, ihr Umfeld, ihre sozialen Kontakte.
Frauen als Patientinnen werden heute als gleichberechtigte Partnerinnen in Entscheidungsfindungen wahrgenommen: Es braucht das Gespräch und die Interaktion zwischen den Kompetenzen der Ärztin bzw. des Arztes sowie der Frau. Es ist die Frau, die über die Kompetenz verfügt, ihre Lebensform, ihre Werteordnung und die Lebenseinstellung, der Arzt hat die medizinische Kompetenz. Nur in diesem Zusammenspiel können gute Entscheidungen getroffen werden. Ein wichtiges Thema ist die Feminisierung des Frauenarztberufes. Dies hat die Arbeit in unseren Abteilungen sehr verändert. In meiner Zeit haben ärztliche Mitarbeiterinnen 19 Kinder bekommen.
MS: Was halten Sie allgemein für die größten Errungenschaften der letzten Jahre im Bereich der Frauenheilkunde?
H. Heidegger: Es gab in den letzten Jahren wichtige Entwicklungen in der Frauenheilkunde, z.B. die Aufteilung in Spezialgebiete. Ein wichtiger Fortschritt betraf die Pränataldiagnostik. Die rasche Entwicklung von Ultraschall gestützter Diagnostik, Überwachung und die Erkennung von Fehlbildungen ermöglichen eine optimale Geburtsplanung. Ein weiterer Meilenstein ist die HPV-Impfung. Durch den konsequenten Einsatz der Impfung kann es uns vielleicht gelingen, den Gebärmutterhalskrebs zu reduzieren, vielleicht sogar zu verhindern. Es gab enorme Fortschritte in der operativen und medikamentösen Krebstherapie. Die Sterblichkeit an Brustkrebs hat sich in den letzten 20 Jahren halbiert. Diese Entwicklung können wir bei vielen Krebsarten feststellen.
Die Genetik spielt zunehmend eine größere Rolle, viele Erkrankungen sind genetisch geprägt. Diese Erkenntnisse geben uns viele Möglichkeiten, in der Früherkennung von Erkrankungen und mit Wahrscheinlichkeit auch in der Therapie.
MS: Wie vielen Kindern haben Sie auf die Welt geholfen?
H. Heidegger: Man hat als Assistenzarzt und als Oberarzt häufig im Kreissaal gearbeitet und Frauen bei der Geburt begleitet. In meiner Ausbildungszeit in Deutschland hatten wir im Jahr 3.000 Geburten, da kann man sich vorstellen, dass es sehr viele Geburten waren, die ich begleiten durfte.
Im Krankenhaus Meran trug ich in meiner Zeit als Primar die Verantwortung für knapp 30.000 Geburten.
MS: Werden die Kinder und Geburten angesichts solcher Zahlen zur Nummer?
H. Heidegger: Nein, jede Geburt ist etwas Besonderes. Es geht einem sehr nahe, das Glück der Mutter und des Vaters beim ersten Anblick ihres Kindes mitzuerleben. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass dieses Ereignis gelingt: emotional und aus medizinischer Sicht. Unser Ziel als Geburtshelfer muss sein, einer gesunden Mutter ein gesundes Kind in die Arme geben zu dürfen.
MS: Wie sind Sie eigentlich in der Frauenheilkunde gelandet?
H. Heidegger: Mich haben im Studium die Gynäkologie und die Pädiatrie sehr interessiert. Am Ende sind es immer Vorbilder und Erlebnisse, die einen dann endgültig beeinflussen. Bei einem kürzeren Aufenthalt im Krankenhaus Sterzing hat mich die Begeisterung und die Arbeitsweise von Primar Klammer sehr beeindruckt. Auch hat mich ein operatives Fach sehr interessiert. Und ich wollte eine Ausbildung im Ausland an einer renommierten Klinik machen.
MS: Was wird Ihnen aus Ihrem Berufsleben besonders in Erinnerung bleiben?
H. Heidegger: Dankbar bin ich für meine Ausbildung am Klinikum Bamberg. Es war damals die zweitgrößte gynäkologische Klinik in Deutschland. Wir waren ein tolles Team, es gab eine bestimmte Art zu denken, ich sage immer eine Denkschule, die mich ein ganzes Leben beeinflusst hat.