Schloss Schenna
Eng verbunden mit dem Schicksal des Landes Tirol
Im Sommer 2020 von Waltraud Holzner
Meran und die Umgebung der Passerstadt sind reich an Schlössern und Burgen. Schloss Schenna nimmt in dieser Vielzahl einen besonderen Platz ein. Schon bei ihrer Entstehung und dann über mehrere Jahrhunderte ist die Geschichte der Burg und ihrer Besitzer eng mit dem Schicksal des Landes Tirol verwoben. Berühmt wurde Schloss Schenna aber vor allem durch Erzherzog Johann von Österreich.
Das romantische Schloss hat eine wechselvolle Geschichte
Ab 1335 regiert Margarete Maultasch (1318 – 1369) als letzte Gräfin von Tirol das Land. Der den Herren von Schenna entstammende Burggraf von Tirol, Petermann von Schenna, erfreut sich der Gunst der Landesherrin, und so überlässt Margarete ihrem getreuen Gefolgsmann die Herrschaft Schenna und 1354 auch die Hohe und Niedere Gerichtsbarkeit. Sogleich beginnt Petermann mit dem Bau einer Burg, die vorerst aus dem Ost- und Südflügel des heutigen Schlosses sowie aus einem (heute nicht mehr vorhandenen) als Wehrturm genutzten Bergfried besteht.
Nach Petermanns Tod erwirbt der Gatte seiner Tochter Adelheid, Ritter Hans von Starkenberg, die schwer verschuldete Herrschaft Schenna. Inzwischen hat Margarete – da ihr Sohn gestorben war – ihre Nachfolge geregelt, indem sie mit einem Vertrag das Land Tirol an die Habsburger übergibt.
Nur drei Generationen bleibt die Burg im Besitz der Starkenberger. Die Auseinandersetzungen zwischen König Sigismund (1368 – 1437) und Friedrich IV., Herzog von Österreich und Graf von Tirol (1382 – 1439) haben im Jahr 1423 eine Burgbelagerung der königstreuen Starkenberger durch die Verbündeten Friedrichs IV. (Friedl mit der leeren Tasche) im Jahr 1423 zur Folge.
Herzog Friedrichs Sohn, „Sigmund der Münzreiche“, verpfändet Schenna an Gerwig von Rottenstein und nach dessen Tod wird Schenna von Kaiser Maximilian I. im Jahr 1497 seinem Rat, Paul zu Lichtenstein, zuerst verpfändet und dann verkauft. Der Kaiser gewährt sogar einen ansehnlichen Geldbetrag für Bauarbeiten am Schloss mit der Bedingung, dass es uns und unseren Erben, wann wir an der Etsch sein würden, zu unserem Lust wohl dienen mag.
Pauls Sohn, Christoph Philipp, erhält 1526 den Titel „Herr zu Schenna“ und wird 1530 von Kaiser Karl V. (1500 – 1558) in den erblichen Grafenstand erhoben. Als herausragende Persönlichkeiten üben die Lichtensteiner Einfluss auf die Politik des Landes Tirol aus und beim Umbau und der Umgestaltung des Schlosses beweisen sie gestalterisches Feingefühl. Acht Generationen währt die Herrschaft der Lichtensteiner auf Schenna, bis Thomas Graf zu Lichtenstein ohne männlichen Erben 1749 stirbt.
Die beiden Schwiegersöhne des Thomas Graf Lichtenstein bemühen sich zwar um die Nachfolge, aber „Kaiserin” Maria Theresia erhebt die Grafen Bettoni aus Brescia in den erblichen Adelsstand und belehnt sie 1753 mit der Herrschaft Schenna. Während Schenna unter der Herrschaft der Grafen Lichtenstein eine kulturelle Blütezeit erlebt, gilt das Interesse der Grafen Bettoni ihren Besitzungen in Oberitalien. Unfähige oder sogar unehrliche Verwalter verschlechtern zudem die wirtschaftliche Situation des Schlosses.
Während der napoleonischen Zeit, um 1809, ist für Schützen und Landstürmer das Waffenarsenal des Schlosses eine wahre Fundgrube. 1812 wird die Herrschaft Schenna von den bayrischen Behörden vom Lehensband gelöst und die Bettonis müssen 1813 das Schloss räumen. Bei dieser Gelegenheit verfrachten sie gleich das komplette Inventar in ihr Schloss Bogliaco am Gardasee. Im selben Jahr wird Schloss Schenna dem Meraner Arzt Johann von Goldrainer verkauft und 1838 erwirbt es Jakob Hinterwaldner aus Innsbruck.
Bis heute geschätzt und verehrt: Erzherzog Johann von Österreich
Schon sieben Jahre später kauft Erzherzog Johann von Österreich, der Bruder des österreichischen Kaisers Franz I., mit Vertrag vom 30. Jänner 1845, das Schloss. Damit beginnt eine neue, gedeihliche Ära auf Schloss Schenna.
Auf der Suche nach einem geeigneten Tiroler Familienwohnsitz war Erzherzog Johanns Wahl auf Schenna gefallen. Das Schloss liegt nahe der alten Residenzstadt Meran am Eingang des Passeiertales, der Heimat seines unvergessenen Freundes Andreas Hofer.
In seinem Tagebuch vermerkt Erzherzog Johann: Hier will ich, wenn es Gott gefällig ist, meinem Knaben ein Nest bereiten, hier, mitten unter einem Kernvolke, in einer gesunden Gegend soll sein Wohnsitz sein.
Erzherzog Johanns zeitweilige hohe politische Position als Reichsverweser in der Deutschen Nationalversammlung (1948 – 1949) und sein Bürgermeisteramt in der steirischen Gemeinde Stainz ändern nichts an der sozialen Gesinnung, der Volksnähe und der Bescheidenheit dieses edelmütigen Mannes. Die Dorfbevölkerung bereitet dem allseits beliebten Erzherzog einen herzlichen Empfang und in einer feierlichen Zeremonie werden ihm die Schlüssel übergeben.
Die baulichen Veränderungen am Schloss, die Erzherzog Johann veranlasst, beschränken sich auf eine zweckmäßige und komfortable Ausstattung der Räumlichkeiten, vor allem auf den Einbau von Öfen und Badezimmern. Um dem Schloss eine wirtschaftliche Grundlage zu sichern, erwirbt er den nördlich des Dorfes gelegenen Thurnerhof und das angrenzende Schloss Thurn. Mit fortschrittlicher Bewirtschaftung und Einführung der Burgundersorten im Weinbau macht er bald aus der heruntergekommenen Liegenschaft einen Musterbetrieb.
Mit Weitblick und Fleiß, vor allem aber mit seiner großen Zuneigung, die er für das Land Tirol und die Steiermark hegt, setzt er sich für die Menschen ein. Er gründet Universitäten, Forschungseinrichtungen und Bibliotheken, auf dem Gebiet der Land- und Forstwirtschaft und des Bergbaues führt er bahnbrechende Erneuerungen ein. Mit Versicherungsanstalten und Geldinstituten will er wirtschaftliche Sicherheit für das Volk gewährleisten. Er fördert den Alpinismus und die Erschließung der Bergregionen sowie die Forschung in den Bereichen der Geologie, der Mineralogie und der Botanik. Bis in die heutige Zeit hat Erzherzog Johanns Wirken sichtbare Spuren hinterlassen. Die letzte Ruhestätte des Erzherzogs befindet sich in einem neugotischen Mausoleum, das am Kirchhügel von Schenna erbaut wurde und das noch heute von vielen Menschen besucht wird.
Die berührende Liebesgeschichte des Erzherzogs und der Postmeistertochter Anna Plochl aus Bad Aussee ist hinlänglich bekannt. Das Paar hat einen einzigen Sohn, Franz Ludwig (1839 – 1891), der diesem nicht standesgemäßen Ehebund entstammt. Durch Kaiser Ferdinand I. erhält Franz Ludwig den Namen und Titel eines Freiherrn von Brandhofen und Grafen von Meran.
Ein malerischer Burghof
Wer in das Innere von Schloss Schenna gelangen will, muss eine auf Pfeilern ruhende, gewölbte Steinbrücke überqueren, die anstelle der mittelalterlichen Zugbrücke den Burggraben überspannt. Sodann durchschreitet der Eintretende den halbrund gegen Nordosten vorspringenden sogenannten „Portenthurm“, der aus der Zeit der Bauernkriege (1524 - 1526) stammen dürfte. Seine markanten Steinkonsolen haben einst einen umlaufenden Wehrgang gestützt, Schießscharten sind heute noch vorhanden. Der 15 m hohe Turm hat aber durch den Einbau zweier Wohnräume seinen Befestigungscharakter weitgehend verloren, sodass der Besucher, im Burghof angelangt, mit einem freundlichen Empfang rechnen kann.
Der Besucher fühlt sich sogleich umgeben vom romantischen Flair mittelalterlicher Burgen. Die aus längst vergangenen Epochen stammenden Mauern haben vielen Generationen Schutz und Heimat geboten. Berühmt wurde Schloss Schenna aber vor allem durch Erzherzog Johann von Österreich.
In dem malerischen Innenhof ist nicht nur der Hauch des Vergangenen, sondern auch Gegenwart spürbar. Das mag daran liegen, dass ein Teil der Burg noch heute bewohnt wird. Der Besitzer des Schlosses, Franz Graf von Meran, ein direkter Nachkomme Erzherzog Johanns, lebt mit seiner Familie in der Steiermark. Seit 1990 bewohnt und bewirtschaftet dessen Schwester Johanna Gräfin von Meran mit ihrem Mann, Franz Graf von Spiegelfeld, das Anwesen.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Schloss mehrmals umgebaut und erweitert
Den Burghof, der nur gegen Nordosten eine Öffnung zeigt, umgrenzen die um 1350 erbauten Ost- und Südtrakte sowie der um 1420 hinzugefügte Westtrakt. Gegen Norden wird das Ensemble von dem schon erwähnten Torturm mit der Einfahrt, der Burgkapelle und dem ehemaligen Pferdestall ergänzt.
Ab 1560 verlor die Burganlage, die mit Zinnen, Türmen, Wehrgängen, Wassergraben und Zugbrücke ausgestattet war, ihren wehrhaften Charakter. Damals wurden auch die Innenräume einer bequemeren Lebensweise angepasst.
Der bei mittelalterlichen Burgen übliche Wohnbau, der Palas, stellt sich als ein nach Süden ausgerichtetes Gebäude mit romanischem Fenstergewände dar. Beeindruckend ist die schwere Holzkonstruktion des Dachstuhles, die das hohe Satteldach aus dem 16. Jh. trägt. Aus der Epoche Maximilians I. (1459 – 1519) stammt die Ausstattung der Räume des Erdgeschosses mit einem wunderschönen Sterngewölbe. Ein einst an der Südfront angebrachter, über zwei Geschosse reichender Viereck-Erker wurde später durch einen Balkon ersetzt. Der im zweiten Stock befindliche große Saal wurde auf 5½ m erhöht und als Speisesaal repräsentativ ausgestattet.
Zur Zeit Maximilians I. wurde der Osttrakt der Höhe des Palas angepasst und ebenerdig mit zwei Sterngratgewölben versehen. Ein Raum mit eingebauten Kästen aus dem frühen 18. Jh. wurde lange Zeit als Aufbewahrungsort für Dokumente benützt. Die reichlichen Urkundenbestände sind seit dem 1. Weltkrieg größtenteils im Archiv des Landesmuseums Ferdinandeum Innsbruck aufbewahrt. Laut handschriftlichem Vermerk im Regestenkästchen hatte Johann Graf Meran, der Enkel Erzherzog Johanns, um 1910 das Urkundenmaterial dem damaligen Statthalterei-Archiv als Dauerleihgabe übergeben.
Im aus dem 15. Jh. stammenden Westtrakt befindet sich die Schlossküche mit dem größten Backofen von Schenna. Auch ist in einem Zimmer ein Wandkasten mit spätgotischen Flachschnitzereien erhalten. Zwei vortretende, halbrunde Türmchen gliedern die westliche Außenwand.
Durch drei Schlösser ist die Eisentüre zum Verlies gesichert, das in einem gotischen Steingewände liegt. Durch ein Guckloch, das nur von außen zu öffnen ist, kann man in den rechteckigen, mit einem Tonnengewölbe versehenen Raum blicken, in dem einst Gefangene auf ihre Verurteilung warteten. Ein schmaler Mauerschlitz lässt ein wenig Licht in den Raum dringen. An der Wand ist noch der eiserne Ring vorhanden, an den die Delinquenten angekettet waren. Im Fußboden des Raumes befand sich eine Klapptüre, die die Einstiegsöffnung zu einem kleinen, 6 m tiefer gelegenen Raum war, aus dessen Boden etwa 70 cm lange Spieße nach oben ragten. Diese Öffnung wurde aus Sicherheitsgründen zugemauert.
Seit ihrer Erbauung durch Petermann von Schenna befindet sich in der Burganlage eine Kapelle. Diese hatte früher zwei Geschosse, wurde aber in der Mitte des 17. Jahrhunderts aufgelassen und diente der neu errichteten Kapelle als Fundament. Heute ist die Kapelle ein kleiner gewölbter Raum mit einer kleinen Apsis, die in den Burggraben reicht. Im schmalen, schwarz-gold gefassten Altar befindet sich eine der unzähligen Nachbildungen des Gemäldes „Madonna mit Kind“ von Lukas Cranach. An der Rückseite des Altares erzählt eine lange, lateinische Inschrift von den beiden Ehefrauen des Paul zu Lichtenstein, die angeblich unter dem Altar begraben sind.
Südlich an die Kapelle grenzt die Marstallung. Der 1574 errichtete, eingeschossige Bau, in dem sich früher die Stallungen und die Remise befanden, wird zurzeit nicht genutzt.
Ein Rundgang mit Überraschungen
Erzherzog Johann sind auch die umfangreichen Sammlungen zu Tirols Geschichte, Kunst und Kultur zu verdanken. In insgesamt neun Räumen sind Waffen, Erinnerungsstücke an die Erhebung Tirols um 1809, Trachten, Portraits, Landschafts- und Historienbilder, Werke der Kleinkunst und vieles mehr zu sehen. Die Ausstellung präsentiert sich als eine liebevolle Hommage der heutigen Generation an ihre Vorfahren.
Die Waffensammlung zählt zu den größten und vielseitigsten in Tirols Schlössern, mit seltenen, ja sogar einzigartigen Exponaten aus sechs Jahrhunderten. Dazu zählen Hellebarden, Hieb- und Stichwaffen aus dem 14. Jh., Steinschlossgewehre und Ausrüstungsgegenstände aus dem Dreißigjährigen Krieg, Degen, Schlachtenmesser und Krummsäbel aus den Türkenkriegen und viele beeindruckende Waffen und Erinnerungsstücke aus der Zeit der napoleonischen Kriege. Schaurig anzusehen ist das breitschneidige Richtschwert des damaligen Landgerichts Meran aus dem Besitz der Scharfrichterfamilie Putzer.
Ein besonderes Schmuckstück ist der original erhaltene Rittersaal aus dem 17. Jahrhundert. Die mit Intarsien geschmückte Wand- und Deckentäfelung und eine grüne, mit kunstvollen Metallornamenten verzierte Ledertapete sowie der Bilderofen aus Delfter Fayence geben dem Raum ein vornehmes Gepräge. Die vollständige Plünderung durch die Grafen Bettoni konnte durch den damaligen Konservator verhindert werden, sodass sich das wunderschöne Renaissancemobiliar noch im Schloss befindet.
Das „Habsburger-Zimmer“ diente ursprünglich als Schlafzimmer für Erzherzog Johann und dessen Frau Anna. Das Renaissancebett aus dem Palazzo Pitti in Florenz und zahlreiche persönliche Gegenstände sind erhalten geblieben.
Ausschließlich ihm und seinem familiären Umfeld ist das ehemalige Schreibzimmer des Erzherzogs gewidmet. Der Besucher findet in diesem Raum eine Vielzahl von Gebrauchsgegenständen, die in berührender Weise von ihren Benutzern erzählen. Da ist das Reisemikroskop, das Johann für seine naturwissenschaftlichen Studien verwendete, zwei Rebmesser, die an seine Pionierleistungen auf dem Gebiet des Weinbaues erinnern, seine Schneebrille und vieles mehr. Dieser Raum offenbart das Bild eines Menschen, der sich mit nobler Gesinnung, Tatkraft und unermüdlichem Fleiß für das Land und seine Bewohner einsetzte und Gottes Schöpfung mit liebevollem Respekt begegnete.
Durch ein schmales Stiegenhaus gelangt der Besucher in das obere Geschoss, wo sich das „Tirol-Zimmer“ befindet. In diesem Raum befinden sich Trachtenbilder und Gemälde von bedeutenden Künstlern. Auch eine große Landkarte Tirols, ein Kupferstich, welchen der Kartograph und Geschichtsschreiber Mathias Burglechner 1611 im Auftrag des damaligen Landesfürsten von Tirol und der Vorlande, Erzherzog Maximilian III., anfertigte, ist hier zu bestaunen. Die große Gemäldegalerie, die früher als Fest- und Speisesaal benützt wurde, hat imposante Ausmaße. Vorwiegend sind es beeindruckende Portraits von habsburgischen Tiroler Landesherren. Die Decke des Raumes wird von einem Tiroler Wappenadler geziert, an dessen Kopfende der Spruch „Alles für Gott, Kaiser und Vaterland“ zu lesen ist.
Der 1622 in Donauwörth geborene und seit 1643 in Brixen ansässige Stephan Kessler war einer der bedeutendsten Tiroler Barockmaler. Diesem Künstler ist das „Kessler-Zimmer“ gewidmet. Die Gemälde zeigen lebendige, farbenfrohe Szenen aus dem ländlichen Leben. An der Zimmerdecke ist das Wappen der Grafen Meran mit dem lateinischen Wahlspruch der Familie zu sehen: Wenn Gott mit mir – was gegen mich. Das Mobiliar stammt aus dem Brandhof, Erzherzog Johanns steirischem Lieblingsaufenthaltsort. Eine Rarität ist die Doppelschlosstüre aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, welche sich auf beiden Seiten öffnen und schließen lässt. Wo Friedensverhandlungen zwischen Protestanten und Katholiken stattfanden, wurden derartige Türen in Räumen eingebaut. Die Protestanten gingen links, die Katholiken rechts hinein und hinaus. Es gab solche Türen in Münster, Osnabrück Augsburg und Wien. Die Tür auf Schloss Schenna gilt als die einzige, die noch in Funktion ist.
In Erzherzog Johanns Auftrag schufen berühmte Maler eine Vielzahl von bedeutenden Kunstwerken, die zum Teil im sogenannten Eckzimmer von Schloss Schenna ausgestellt sind. Ferdinand Runk (1764 - 1834) bildete mit Vorliebe Tiroler Landschaften mit Befestigungsanlagen ab; Johann Kniep (1779 – 1809) bezaubert mit romantischen Landschaften aus dem alten Tirol und Ludwig Schnorr von Carolsfeld malte Bilder von einzigartigen Fenstern. Bilder, die die Schlossanlage von Schenna zum Inhalt haben, zeigen die baulichen Entwicklungen und die Veränderungen am Gebäude im Laufe der Jahrhunderte.
Im „Andreas-Hofer-Zimmer“ befinden sich Sammlungsobjekte zu einer bewegten Epoche in der Geschichte des Landes Tirol und die größte private Andreas-Hofer-Sammlung. Erzherzog Johann leitete 1809 als Armeekommandant die militärischen Operationen gegen Oberitalien. Die Bilder an den beiden großen Wänden zeigen Szenen aus dem Kriegsjahr 1809. Besonderen Wert hat das Ölgemälde von Franz Altmutter (1746 – 1817) mit dem Bildnis des Andreas Hofer, das einzige Portrait, das noch zu dessen Lebzeiten angefertigt wurde. Die alte Wiege, in der Andreas Hofer und seine Kinder und Enkel lagen, überließen die Nachkommen des Freiheitshelden Erzherzog Johann als Erinnerungsgabe an seinen Weggefährten. Seinerzeit benützte Erzherzog Johann diesen Raum als Empfangssalon für seine Gäste.
Beeindruckend ist es, die vielen im Schloss vorhandenen, meist im 19. Jahrhundert entstandenen Landschaftsmalereien zu betrachten. Sie zeigen kleine, bescheidene Dörfer, idyllische Bauernhöfe, Gärten, Äcker und Viehweiden in der Umgebung von Meran. Die Talfläche ist weitgehend unverbaut, es gibt noch keine Obstplantagen, die Etsch ist noch nicht reguliert. Was mögen wohl Petermann von Schenna, der treue Vasall der Landesfürstin Margarete, und fünfhundert Jahre später Erzherzog Johann gesehen und empfunden haben, als sie von ihrem Schloss aus ins Tal schauten?
Aber auch Schlossbesucher, die sich heute einen Blick aus dem Fenster gönnen, werden mit einer spektakulären Aussicht belohnt: im Tal die Stadt Meran, umrahmt von Apfelwiesen und Weinäckern und rundum die hohen Berge. Große, stattliche Dörfer und Straßen nach allen Richtungen. Eine andere Zeit – eine andere Welt …