Sonja Steger, Kulturarbeiterin und Autorin
Im Frühling 2023 von Eva Pföstl
Sonja Steger ist aus dem kulturellen Leben der Stadt Meran nicht mehr wegzudenken. Seit Jahrzehnten bemüht sie sich unermüdlich um ein kreatives Meran. Aus Überzeugung. Sie schreibt, organisiert und veranstaltet. So betreut sie nicht nur die Literatursalons im ost west club est ovest in Meran, sondern hat auch die Kunst- und Kulturzeitschrift vissidarte und das kürzlich erschienene Buch über die Frauen von Meran mit herausgegeben und das Literaturfestival Sprachspiele mitbegründet.
Sonja Steger hat sich als Kulturschaffende einen Ruf geschaffen, der über Meran hinausstrahlt und der erheblich dazu beigetragen hat, dass der Name Merans in literarischen Kreisen einen guten Klang hat. Ihre Leidenschaft, ihr Charme, genauso wie ihre Begabung zur Freundschaft, ihre intellektuelle Neugier und ihr manchmal etwas chaotisches, jedoch erfolgreiches Organisationstalent haben uns Zugänge zur literarischen Welt, zu Autoren und Büchern, zu Denk- und Empfindungswelten geschenkt – Zugänge, die viele Meraner und Meranerinnen ohne Sonja nicht gefunden hätten.
Außer Lesen nichts gewesen
Die literarische Welt ist Sonjas Welt. Und dass auch für möglichst viele andere diese „literarische Welt“ begehbar und bewohnbar wird, dafür hat sie sich die letzten 20 Jahre eingesetzt. Aber ihre Liebe gehört auch der Kunst, egal ob bildende Kunst, Theater, Film, Musik. Begonnen hat alles in der Kindheit.
Außer Lesen nichts gewesen. So könnte man die ersten Lebensjahre von Sonja Steger zusammenfassen. Als Kind und Jugendliche war sie eine Einzelgängerin und fühlte sich oft einsam. „Ein langweiliges Leben lässt sich hervorragend mit Geschichten bewohnbar machen, gelesene oder vom Fernseher aufgetischte“, erzählt sie. Die Bücher waren ihr ein rettendes Geländer, hielten sie bei Laune, machten sie neugierig. Das Buch wurde in ihrem Leben zum festen Begleiter, zum Rückzugsort in komplizierten Zeiten. Erste komplexere und längere Texte las sie in der Mittelschule und ihre Einstiegsdroge in die Literatur war Steven King. „Als Mädchen schrieb ich Tagebuch, eine Lehrerin hat uns Schüler/-innen dazu angeregt. Und weil ich ein ungeduldiger Mensch bin, zog es mich zum Gedichteschreiben“, erzählt sie. „Mir gefällt die Herausforderung, die Essenz, das Wesentliche einer Beobachtung, eines Geschehens etc. in knapper Form wiederzugeben.“ Später hat sie journalistische Erfahrungen gesammelt und Klaus Reider, der ehemalige Präsident des Kultur- und Kommunikationszentrums ost west clubs est ovest, hat ihr den Weg zur Kulturarbeit eröffnet. „Er hat mich für den Club begeistert, dort bot sich die Möglichkeit, kreativ zu sein und Projekte zu verwirklichen. Viele der Initiativen, an denen ich mitwirken durfte, stehen direkt oder indirekt mit dem Club in Verbindung.“
Literatur ist ihr Hobby, ihre Passion und ihr Beruf
Ihre Neugier, ihre Liebe zur Literatur und ihre Freude an tiefgründigen Begegnungen treiben sie immer wieder an. „Es macht mir große Freude, gemeinsam mit kreativen Menschen Ideen zu verwirklichen, Projekte zu gestalten. Begegnungen sind eines der größten Geschenke des Lebens. Grundsätzlich gilt: Alleine geht man nirgendwohin, nur gemeinsam, mit einer Gruppe Gleichgesinnter, kann vieles entstehen“, erklärt sie.
Seit vielen Jahren leitet sie das Literaturprogramm des ost west clubs. „Es ist sehr interessant, lehrreich und macht Freude, viele Autorinnen und Autoren einladen zu dürfen.“ Sie sieht sich als Vermittlerin zwischen dem Buch und dem Leser, der Leserin.
Kulturvermittlung ist ein schwieriges Geschäft. Es ist nicht damit getan, dass man wie eine gütige Mutter für jeden ein gutes Wort hat. Man fördert Kultur nicht, indem man jeden Aspiranten durchwinkt. Man dient ihr nicht, indem man es mit allen und mit allem gut meint. Und manchmal muss man auch hart sein. Sonja Steger besitzt beides: die Fähigkeit zur Bewunderung, zum Jubel, aber auch die Fähigkeit zur Kritik. Diese kann manchmal auch dezidiert ausfallen. Maliziös aber ist sie nie. Dafür ist Sonja ein zu edler Geist. Für Verrisse ist ihr ihre Zeit zu schade und respektvoller Umgang miteinander ist ihr extrem wichtig. Weichgespült wird bei ihr freilich trotzdem nicht. Ihr erfolgreiches Wirken besteht vor allem darin, dass sie bei allem, was sie tut, nie ihre eigene Person in den Mittelpunkt stellt, sondern immer andere zur Wirkung bringt – besonders junge, unbekannte Autoren.