Traditionellem Weinbaugebiet neues Leben einhauchen
Der Meraner Raum verfügt über vielfältige Rebanlagen, in denen engagierte Weinbauern den Grundstein für immer wieder ausgezeichnete Tropfen legen. Lange Zeit fristete diese traditionelle Weinbaugegend ein Schattendasein – seit der Fusion der beiden großen Kellereigenossenschaften vor drei Jahren und mit Eröffnung der neuen Betriebs- und Verkaufsstätte in Marling stellt man sich der Herausforderung, dem „Meraner Wein“ einen neuen Stellenwert zukommen zu lassen. Am Sonntag, 9. Juni kann von 14 bis 19 Uhr bei einem „Tag der offenen Tür“ ein Blick auf und in das neue Gebäude an der Kellereistraße 9 geworfen werden – und selbstverständlich können bei dieser Gelegenheit auch die verschiedenen Weine verkostet werden.
„Unsere 380 Mitglieder bewirtschaften etwa 260 Hektar, die zwischen 300 und 900 Meter Höhe liegen – das sind rund 70 Prozent der Weinbaufläche im gesamten Burggrafenamt und im unteren Vinschgau“, erzählt Obmann Kaspar Platzer von der Kellerei Meran Burggräfler. Diese ist vor drei Jahren aus dem Zusammenschluss der beiden großen Kellereigenossenschaften des Meraner Raumes hervorgegangen: Die Meraner Weinkellerei mit Sitz an der St.-Markus-Straße in Meran war bis dahin für ihre einfachen Trinkweine, aber auch für ihre hochwertigen Spitzenweine bekannt; die Burggräfler Kellerei an der Gampenstraße in Marling besetzte eher das mittlere Preis- und Qualitätssegment. „An diesen drei Weinlinien („Festival“, „Graf von Meran“ und „Selektion“) werden wir auch weiterhin festhalten“, betont Geschäftsführer Zeno Staffler. Ergänzt von der Linie „Sonnenberg“ aus den Vinschger Lagen.
Ideale Bedingungen für verschiedene Rebsorten
Im Meraner Raum finden sich ideale Bedingungen für eine Vielzahl von Rebsorten (u.a. selbstverständlich auch für die drei autochthonen Sorten: Gewürztraminer, Vernatsch und Lagrein). „Die kalten Nordwinde werden von den Bergen der Texelgruppe aufgehalten – die warme Luft vom Süden kommt hingegen bis in den Meraner Kessel vor und staut sich dort“, erklärt Kellermeister Stefan Kapfinger das besondere „alpin-mediterrane“ Weinbauklima. Hinzu kommt noch eine sehr unterschiedliche Bodenbeschaffenheit. Dies alles – und der Umstand, dass die Weinberge eher klein sind – führt zu ganz verschiedenem Traubenmaterial. Die Kellerei Meran Burggräfler legt großen Wert darauf, dessen „Authentizität“ zu bewahren – und die Weine gemäß der Eigenart ihres Ursprunges auszubauen.
Die Weinherstellung und der Weinverkauf erfolgen im „Weiterbau“, wie ihn Architekt Werner Tscholl bezeichnet, des bestehenden Kellereigebäudes an der Gampenstraße in Marling. Ihm war es ein großes Anliegen, den Produktionsbereich von jenem abzugrenzen, der für das Publikum zugänglich ist: „Alle störenden technischen Elemente sind aus dem Blickfeld des Gastes verschwunden.“ Auf zwei Stockwerken befindet sich das „Reich“ von Kellermeister Stefan Kapfinger – mit den Produktionsanlagen, Kellern usw.; darüberliegend wich das ursprüngliche Satteldach einem verglasten Pavillon, der auch die Panorama-Önothek beherbergt. „Von hier aus können Besucher auch einen Blick auf den Ursprung des Weines werfen – nämlich auf die Weinberge nahezu aller unserer Anbaugebiete.“
„Meraner Wein“ soll unvergessliches Erlebnis sein
Die Kellerei Meran Burggräfler möchte den „Meraner Wein“ zum Erlebnis machen; dabei soll der neue Sitz auch eine „touristische Attraktion“ sein. „Die Verbindung mit der Architektur ist eigentlich weltweit ein Thema“, erläutert Zeno Staffler. Sie könne sicher helfen, Meran als Weinbaugebiet bekannter zu machen, und sich zu differenzieren. Dies in Zeiten, in denen eigentlich überall ein ähnlich hohes Qualitätsniveau herrscht. Das bestehende Gebäude in Marling wurde in nur anderthalb Jahren – unter der Leitung von Ingenieur Ulrich Innerhofer – um 6.200 Quadratmeter erweitert; rund ein Dreiviertel Hektar Fläche ist unterkellert. Akzente hat Werner Tscholl, der bereits die Kellerei Tramin geplant hat, nicht nur nach außen gesetzt: Auch der schlichte Innenbereich, der in Eiche gehalten ist, lässt eine eingehende Beschäftigung mit dem Wein zu – ohne dabei gestört zu werden.
Der neue Sitz, nunmehr an der Kellereistraße, ist aber nicht nur etwas für das Auge. Hoher technischer Standard macht eine moderne Weinherstellung möglich, wobei der Kellermeister die Philosophie „weniger ist mehr“ verfolgt: Er versucht, möglichst wenig in die natürlichen Prozesse einzugreifen, um so Weine zu schaffen, die den besonderen Charakter des jeweiligen Weinberges widerspiegeln. „Im Vordergrund steht eine schonende Verarbeitung, um die Inhaltsstoffe der Trauben zu erhalten“, erklärt Stefan Kapfinger. Die modernen Anlagen werden durch innovative Verfahren ergänzt: So wird immer mehr auch auf Ganztraubenpressung – also mit Stiel und Stängel – gesetzt. Teilweise wird Stickstoff anstatt Sauerstoff beigegeben, um noch mehr Aroma zu erzielen. Auch die Spontangärung – mit Zugabe von ausschließlich natürlicher Hefe – wird versucht. Zu den klassischen Holzfässern und Stahltanks gesellen sich immer mehr auch große Betonbehälter.