Von der Praxis zum Erfinder
Wie wird man als Hotelfachschüler zum Entwickler hochspezialisierter landwirtschaftlicher Raupenfahrzeuge?
Im Frühling 2015 von Helmuth Tschigg
Dies kann am ehesten auf einem Bauernhof passieren, wo der Umgang mit vielen technischen Geräten zum Alltag gehört, wo man bei Reparaturen selbst Hand anlegen will und wo sich schon der Vater gefragt hatte, wie man im steilen Gelände des Außerzeisalterhofes am Marlinger Berg besser wirtschaften könnte. Ein motorisiertes Transportgerät, das stark im Gelände ist und sicher eingesetzt werden kann, wäre da eine große Hilfe.
Der Sohn Bernhard Geier, dem der technische Hausverstand schon in die Wiege gelegt wurde, hatte sich zuerst noch dem einträglicheren Tourismus zugewandt gefühlt und das Kochdiplom in der Hotelfachschule Savoy erworben. Im Alter von Mitte 20 Jahren wurde der Hang zum „Basteln“ ausschlaggebend. Am Außerzeisalterhof hatte man schon 1994 eine Werkstatt eingerichtet, zuerst auf einer Fläche von 60, dann erweitert auf 180 und zuletzt auf 280 Quadratmetern.
Später kamen dann die ersten Mitarbeiter dazu und da ihre Anzahl stetig wuchs, stieß man in Bezug auf die vorhandenen Räumlichkeiten an Grenzen. Auch logistisch war die Lage oben am Berg schwierig. Die Zubringer hatten wahrlich keine Freude und wenn wieder ein Fahrzeug fertiggestellt war, musste es auf einen Kleinlaster verladen, ins Tal gefahren und dort wieder umgeladen werden.
Nie steil genug
Achtzehn Jahre lang hat die Firma Geier unter diesen schwierigen Umständen entwickelt, verbessert, produziert, um mit den Veränderungen in der Landwirtschaft Schritt zu halten.
Die Charakteristik der Raupenfahrzeuge, die im Laufe der Jahre von Bernhard Geier immer „neu erfunden“ wurden, ist ihre Einsatzmöglichkeit in steilem, sehr steilem Gelände. Die Anregungen der Bauern und ihre spezifischen Notwendigkeiten wurden immer sehr ernst genommen und es war eine der wichtigsten Tätigkeiten, Lösungen dafür zu suchen und sie dann umzusetzen.
So hat sich z.B. die grundsätzliche Notwendigkeit ergeben, die Trägerfahrzeuge in vier verschieden breiten Grundmodellen zu produzieren: 76 cm, 90 cm, 95 cm und 110 cm betragen die Maße, weil die Rebanlagen auch je nach Steilheit oder Sonneneinfall enger oder weiter bepflanzt sind.
Zurzeit werden standardmäßig neun Modelle produziert, in den genannten Breiten und mit vier verschieden starken E3-Dieselmotoren: mit 40, 50, 60 und 87 PS.
Alle diese Trägerfahrzeuge sind so konzipiert, dass über 20 verschiedene Arbeitsgeräte gesattelt werden können. Dazu zählen: Sprüher, Mäher, Mulcher, Schnittmaschinen, Transporter, Stapler usw.
Pflanzenschutz und Giftabdrift
Eine besonders wichtige Entwicklung war das Abdrift mindernde Sprühgerät für den Pflanzenschutz im Weinbau. Die Probleme mit der Abdrift beim Spritzen hat man in Deutschland schon vor Jahren versucht in den Griff zu bekommen. Jetzt werden auf den Sprühern von Geier spezielle Düsen eingesetzt, die größere Tröpfchen bilden, welche, in Abstimmung mit dem Gebläse, weniger weit „fliegen“.
Die überwiegende Anzahl der Fahrzeuge, rund 80 %, findet im Weinbau Verwendung, 15 % werden im Obstbau eingesetzt und die übrigen teilweise bei der Waldarbeit. Nachdem sich die Anbauweise in Falllinie im Weinbau in Südtirol nur langsam einbürgert, werden die meisten Raupenfahrzeuge exportiert, besonders an die Mosel nach Deutschland. Ein Teil geht in die Schweiz, nach Frankreich und sogar nach Neuseeland, wo im Weinbau ähnliche geographische Verhältnisse herrschen wie hier.
Neuer Firmensitz – zufriedene Mitarbeiter
Der stetig steigende Absatz hat vor vier Jahren zur Entscheidung geführt, einen größeren Firmensitz zu bauen. Bei der Planung wurden auch die Meinungen der Mitarbeiter mit einbezogen. Rationale, aber auch ästhetische Überlegungen haben zu einem architektonisch interessanten Bau geführt, bei dem wenig dem Zufall überlassen wurde.