Weinhof Moar in Burgstall
Moderne Weinwirtschaft in historischen Mauern
Im Frühling 2014 von Dr. Johannes Ortner
Der 32-jährige Florian Klotz Pertoll empfängt mich im Hofraum des stattlichen Moarhofs in Burgstall, der mit seinen weiß-rot gestrichenen Fensterläden dem Idealbild eines Burggräfler Weinhofs ziemlich nahe kommt. Von darniederliegender Bauernkultur ist nichts zu spüren: Kinderlachen sowie Verkostungs- und Verkaufsräumlichkeiten, die auf den Hauptdarsteller hindeuten: Beim Moarhof dreht sich (fast) alles um den edlen Rebensaft.
Bereits in jungen Jahren – nach dem Besuch der Mittelschule – packte Florian gemeinsam mit seinem Vater am Moarhof an. Im Alter von 16 Jahren verdiente er sich die ersten Sporen bei Obst- und Weinbaubetrieben im Friaul. Der Vater erkannte das Geschick des Buben und unterstützte ihn fortan bei der Professionalisierung des Betriebes, in dem schon früh landwirtschaftliche Flächen dazu gepachtet wurden.
Im Jahre 2001 erfolgt die Pacht des St.-Valentin-Guts in Untermais, das den Zisterziensern von Stams in Untermais gehört - insgesamt 1,5 ha Weinpergeln und 7 ha Obstwiesen. Weinberge und Obstwiesen befanden sich in desolatem Zustand. Die hochstämmigen Bäume wichen M 9-Anlagen, Weinberge wurden neu errichtet, nachdem eine Mure den Hang von St. Valentin in Mitleidenschaft gezogen hatte. 2002 wurde neben dem Valentinhof ein Obststand eingerichtet, wo hungrigen Gästen direkt an der Umfahrungsstraße eine Erfrischung in Form von hofeigenem Obst und Getränken gereicht wird. Der Obststand ist von Mitte August bis Ende Oktober geöffnet.
Mit dem großen Moarraut in Burgstall und den Obstwiesen in den Burgstaller Mösern umfasst der Moarhof insgesamt 15 ha Obst- und 3 ha Weinbau.
Die Weine
In den tiefen Lagen von Burgstall und St. Valentin mit ihren warmen Böden gedeihen Rotweinsorten besonders gut. Hauptaugenmerk wird auf die autochthone Rebsorte Vernatsch gelegt. Der leichte Wein begleitet die Südtiroler Brettljause aus Speck, Schüttelbrot und Almkäse. „Gerade auf den Almen, nach einer Wanderung, schätzt man einen leichten süffigen Wein“, davon ist Florian überzeugt. Nach der kleinen Krise durch den Befall der Weinessigfliege vor drei Jahren, wird der Vernatsch durch die spürbare Qualitätssteigerung mehr und mehr geschätzt. Auf den Porphyrböden von Burgstall und den Lehmhängen bei St. Valentin wird er im traditionellen Perglbau gezogen, denn die wohlschmeckende Vernatschtraube darf nicht zu lange der prallen Sonne ausgesetzt werden – ein Sonnenbrand tut auch den Trauben weh!
Durch ein besonderes Schnittverfahren an der großbeerigen Traube (das untere Drittel der Beere wird entfernt) reift die Meraner Kurtraube, der Vernatsch, als Tafelobst besonders früh. Die Schnittwaimer werden bereits ab Ende August am Valentiner Standl angeboten, das ist Südtirol-Rekord!
Das weitere Rotweinsortiment besteht aus den schwereren Sorten Lagrein, Merlot, Cabernet und einem Cuvée Merlot – Cabernet.
Seit Kurzem erzeugt Florian auch einen Vernatsch-Rosé. Diese werden – wie sonst nur Weißweine – ohne Maische vergoren, das intensive Rot der Schale fällt also weg.