Beliebte Heimatferne
Im Winter 2009 von Dr. Luis Fuchs
Gewaltig endet so das Jahr mit goldnem Wein und Frucht der Gärten. Was den tiefsinnigen Georg Trakl noch erstaunen ließ, ist uns leider schon selbstverständlich geworden. Dabei hatten manche Früchte einen abenteuerlichen Weg zurückzulegen, um in unsere Gärten und Äcker zu gelangen. Nicht weniger verschlungen sind oft die Pfade, auf denen ihre Bezeichnungen im Laufe der Sprachgeschichte zu uns gewandert sind. Ein Musterbeispiel dafür ist die Kartoffel. Sie kam erst in der Neuzeit aus Südamerika, wo sie die Inkas papa nannten, woraus in Spanien und Italien die patata wurde. Hier hieß sie zeitweise auch tartufolo, was soviel wie kleine Trüffel bedeutet. Dieses Wort haben wir dann ins Deutsche übertragen: Aus Tartüffel wurde Kartoffel.
Unserem Kohl liegt das lateinische caulis zu Grunde, welches Stängel, Stiel bedeutet; dem caulis fügte man auch noch die rapa (Rübe) hinzu und schon behauptet sich die Gemüsepflanze im Deutschen als Kohlrabi und Kohlrübe. Dazu keinen Bezug hat jedoch der Kohldampf, den wir ab und zu verspüren: diese Kohle entstammt der Gaunersprache und meint den „großen Hunger“, auch Dampf bedeutet Hunger, also besagt der Kohldampf nichts anderes als „Hunger-Hunger“, also „Heißhunger“.
Nur mehr vereinzelt trifft man den rosarot blühenden Buchweizen an, früher ein Grundnahrungsmittel, heute fast nur mehr als Mehlspeise begehrt. Die Mongolei soll seine ursprüngliche Heimat sein; Reinhold Messner gibt an, dem Buchweizen auf allen Kontinenten der Erde begegnet zu sein. Sogar Goethe vermerkte in seiner Italienischen Reise die schwarze Blende unserer Gegend. Allerdings schickt uns die Sprache auch hier auf den Holzweg: Buchweizen ist gar kein Getreide, sondern ein Knöterichgewächs, ebenso wenig ist er als Schwarzplenten mit dem Mais verwandt.