Denk mal!
Lesezeit: 2 minIm Sommer 2014 von Dr. Luis Fuchs
„Niemand hat das Recht zu gehorchen.“ Das Zitat der Philosophin Hannah Arendt soll als Leuchtschrift das Duce-Relief am Bozner Finanzgebäude entschärfen. Dieser Vorschlag findet nicht nur Zustimmung. Das ganze Relief sollte entfernt und in einem Museum untergebracht werden, schlägt der Bozner Vizebürgermeister Klaus Ladinser vor. Andere befürchten, die Aufforderung könnte Jugendliche zum Ungehorsam ermutigen.
Ein Denkmal sollte immer die Botschaft übermitteln: „Denk mal nach!“ In diese Richtung geht der Vorschlag der Künstlerin Margit Klammer, die drei Duce-Parolen mit einem „Chi“ zu ergänzen. Die Denk-mal-Botschaft würde dann lauten: „Credere, a chi? Obbedire, chi? Combattere, per chi?“ Nicht von ungefähr kommt uns dabei der fälschlicherweise dem Dichter Bert Brecht zugeschriebene Denkanstoß in den Sinn: „Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin.“
Denkmäler und Gedenktafeln haben mit Dankbarkeit zu tun. Aus der Sprachgeschichte erfahren wir, dass danken und denken dasselbe sind. Man ist dankbar, indem man daran denkt. Mit dem Andreas-Hofer-Denkmal setzte man im Jahre 1920 ein Zeichen der Dankbarkeit für die Befreiung des Landes von der französisch-bayerischen Besetzung.
„Von hier aus haben wir den anderen die Kultur gebracht durch Sprache, Gesetze und Künste.“ Diese Botschaft am Bozner Siegesdenkmal will uns belehren und sie klingt so, als ob wir dafür auch noch dankbar sein sollten. Ein Denkmal solcher Art stellt schlichtweg eine in Stein gemeißelte Beleidigung der angestammten Bevölkerung dar. Bei ewig-gestrigen Faschisten aber setzt an dieser ihrer Kultstätte das „Denken“ aus, mit unzeitgemäßen Aufmärschen demonstrieren sie dem Duce ihren „Dank“. Wer Siege feiert, verherrlicht immer auch den Krieg. Es ist noch nicht gelungen, das sogenannte Siegesdenkmal in ein Mahnmal für den Frieden umzugestalten. An der Front prangt seit dem Jahre 1928 eine den Pfeil nach Norden abschießende Siegesgöttin.