Schwarz auf weiß
Im Frühling 2013 von Dr. Luis Fuchs
„Ich bin nicht farbig. Ich bin schwarz und das behaupte ich mit Stolz“, trat Cecile Kyange als neue italienische Ministerin für Integration selbstbewusst in ihrer Ansprache auf. Die gebürtige Kongolesin und Augenärztin hat allerdings nicht mit den rassistischen Vorurteilen einiger Staatsbürger gerechnet; prompt hat ein Lega-Nord-Spitzenpoliker gegen sie polemisiert. Anscheinend geistern in manchen Zeitgenossen immer noch die uralten Vorurteile weiter, wonach Schwarz als Farbe des Bösen gilt und Weiß das Gute bedeutet.
Diese Farbsymbolik könnte ja dem stolzen Edelweiß aus Bozen, der Weißen Blume, zugutekommen. Überzeugend klingt dazu Zellers Aussage: „Wo Biancofiore draufsteht, ist Biancofiore drin. Sie kann nicht anders.“ Unter den Südtiroler Parlamentariern gilt sie als schwarzes Schaf und die Verfechter von Autonomierechten führen sie auf der schwarzen Liste der missliebigen Onorevoli. Und sobald auf der politischen Bühne in Rom südtirolfeindliche Akte inszeniert werden, kann man dem Schneeweißchen ja den Schwarzen Peter zuschieben.
Illegale Tätigkeiten sind vielfach mit der Farbe Schwarz behaftet. So ist der Bauer, der unangemeldet Schnaps brennt, ein Schwarzbrenner; in öffentlichen Verkehrsmitteln werden des Öfteren Passagiere als Schwarzfahrer entpuppt und Schwarzseher schätzen nicht nur die Zukunftsaussichten pessimistisch ein, sondern sehen auch noch fern, ohne Gebühren zu entrichten.
Schwarz kann allerdings auch positive Seiten aufweisen: Krisengeschüttelte Betriebe werden saniert in der Hoffnung, in den kommenden Jahren schwarze Zahlen zu schreiben. Wenn ein Wettbewerbskandidat, einem Schützen gleich, mit der Antwort ins Schwarze trifft, so ist die Wendung vom schwarzen Zentrum einer Zielscheibe abgeleitet. Lieber als schwarze Katzen und kohlschwarze Unglücksraben sehen wir zum Jahreswechsel gewiss den Kaminkehrer, der uns Glück wünschend den Kalender voller Kleeblätter, Hufeisen und Schweinchen überreicht.