Sinn machende Sinne
Im Sommer 2011 von Dr. Luis Fuchs
„Es macht nicht wirklich Sinn, durch Hoteldörfer die Zersiedelung weiter voranzutreiben und gleichzeitig mit intakter Landschaft zu werben“, äußert sich ein Touristik-Experte skeptisch. „Es macht Sinn …“: Rundfunk und Fernsehen kommen anscheinend ohne diese Redewendung nicht mehr aus. Es fällt uns dann kaum mehr auf, wenn wir das „Sinn machen“ selbst verwenden. Gutes Deutsch ist es jedenfalls nicht, es ist nur die wörtliche Übersetzung vom englischen „It makes sense“.
Die deutsche Sprache bietet uns ja sonst unzählige Möglichkeiten, uns korrekt auszudrücken, wonach uns der Sinn steht: „Das ist sinnvoll“, „Es ergibt einen Sinn“, „Das hat einen Sinn“. „Sinn“ und „machen“ passen nicht gut zusammen. Das Allerweltswort „machen“ kommt so schon häufig genug im Deutschen vor, es ist ja die Sprache der Macher und des Machens. Etwas kann Freude, Spaß, Schwierigkeiten, Mühe machen. „Das macht Sinn“ ähnelt eher dem Ausdruck „10 mal 10 macht 100“ oder „Das macht 50 Euro“. Im Zeitalter der Macher, der Powerfrauen und Powermänner entspricht es natürlich dem ruhelosen Zeitgeist. Die „Sinnmacher“ argumentieren, die Phrase sei prägnant und praktisch, Sprache wandle sich halt auch mit der Zeit, also sollten wir es akzeptieren. Aber müssen wir ständig dem Druck der Weltsprache nachgeben und die Verunglimpfung der Muttersprache gedankenlos hinnehmen?
Die Landesrätin Kasslatter Mur spricht neuerdings von „Sinn bringenden Maßnahmen“, das klingt schon sinnvoller als „Sinn machende Bestimmungen“. Auch der Landesrat Berger will sein Konzept vom Tourismus am „Sinn und den Sinnen“ ausgerichtet wissen: „Der Gast will Urlaub mit all seinen Sinnen wahrnehmen, aber gleichzeitig auch Urlaub mit Sinn erleben.“ Für die Touristiker liegt die Sinnhaftigkeit offensichtlich im Sinnengenuss. Da werden die Gäste zu Gourmetfahrten in Aufstiegsanlagen geladen; nicht nur Gaumengenuss ist angesagt, auch das Auge isst natürlich mit und Musik verleiht der Sinnenlust romantischen Zauber. So ein Fest der Sinne macht dann nicht nur Sinn, es wird von Eventmanagern als nicht steigerbarer „Wahnsinn“ hoch gejubelt.