Von Fall zu Fall
Im Sommer 2011 von Dr. Luis Fuchs
„Die UNO hat das Jahr 2011 zum internationalen Jahr des Waldes ausgerufen, sie versteht den Wald als Lebensraum für Flora, Fauna und den Mensch“, lautete kürzlich die Meldung im Frühstücksradio des Senders Bozen. In diesem Lebensraum kommt der Mensch allerdings zu kurz, denn er müsste ja ein Bereich für den Menschen sein.
Ist es Hektik oder ist es Bequemlichkeit, die unsere Zeitgenossen veranlassen, die Endung -en zu verschlucken? „Die Natur dem Wanderer, das Obst dem Bauer!“ Dem Bauern im Überetsch ist offensichtlich entgangen, dass der Wortlaut auf seinem Schild besagt, das Obst gehöre in einen Vogelkäfig, eben in einen Bauer. Auch die Meldung, Jäger vom Nonsberg hätten einen Bär gesichtet, nehmen wir ihnen nicht unbedingt ab; da wir schon öfters dem Jägerlatein aufgesessen sind, lassen wir uns ungern einen Bären aufbinden.
Die deutsche Sprache macht es uns wirklich leicht, wir haben nur vier Fälle zu unterscheiden. Die Römer mussten dagegen in sechs Fällen deklinieren können, die Finnen müssen mit 15 Fällen zurecht kommen und die Ungarn haben sich sogar mit 18 Fällen abzuplagen. Es gibt allerdings Zeitgenossen genug, denen das Deklinieren von schwach gebeugten Hauptwörtern nicht gelingen will, sie vergessen einfach das -en im 3. und 4. Fall.
Dem Mensch unserer Zeit muss es ein vorrangiges Anliegen sein, mit dem Planet Erde sorgsam umzugehen. Beide verdienen unser Mitleid, wenn dem Menschen und dem Planeten das -en abhandengekommen ist.
Den Aktivist Sepp Kerschbaumer mit einem Terrorist gleichzusetzen, ist keineswegs zulässig, den Aktivisten und den Terroristen straft man schon genug, indem man ihnen die Endungen entzieht.