Wer sind die Käufer des Stadtanzeigers?
Im Frühling 2014 von Dr. Luis Fuchs
Im Straßenverkauf sind es nur 10 % Käufer, dafür aber 90 % Käuferinnen.
Es heißt zwar vielfach, in Wörtern wie Käufer oder Studenten seien die Frauen selbstverständlich mitgemeint. Jedoch mit solchen Geschlechter übergreifenden Maskulina geben sich die Frauen zu Recht nicht zufrieden, sie fühlen sich ausgegrenzt und „unsichtbar“ gemacht. Sprachlich gleich behandelt sind die Frauen in der Paarform Kundinnen und Kunden und in der geschlechtsneutralen Form Studierende. Auch im Indefinitpronomen man, das für jeden beliebigen Menschen steht, fühlt sich die Frau unterrepräsentiert. Überholt ist die Formulierung in Kochbüchern „Man nehme …“, wo es doch eher heißen müsste „Frau nehme ...“ oder noch korrekter „Frau oder Mann nehme ...“. Oder aber bedenkt eine Frau, was sie sagt, „wenn man ein Kind bekommt“? Mittlerweile akzeptiert auch der DUDEN die weibliche Form frau anstelle von man: „Da weiß frau, was sie hat.“
Einst gab es das Weib und es galt keineswegs als abwertend, wenn vom „Weibe“ die Rede war. Wir haben als Jugendliche noch in frömmster Andacht „du bist gebenedeit unter den Weibern“ gebetet. Dann hat die Kirche in frauenfreundlicher Absicht die Weiber aus dem „Ave Maria“ gestrichen. Das mittelalterliche Fräulein ist ebenso überholt. Man(n) konnte schon erleben, dass ein freundliches „Guten Morgen, mein Fräulein“ mit einem „Mein Herrlein, ich wünsche dasselbe“ quittiert wurde. Nunmehr lassen sich junge Damen in gewissen Medien Girl oder Girlie nennen; soll dies der Würde einer Frau angemessen sein?
„Es muss mehr in die Köpfe und Köpfinnen der Südtiroler investiert werden“, meinte die ehemalige Landesrätin Kasslatter Mur. Diese Aussage veranlasst allerdings zu bedenken, ob es angebracht ist, jedem Maskulinum eine feminine Entsprechung beizustellen. Es ist auch schon vorgekommen, dass bei einer Vereinsversammlung die Anwesenden von der Vorsitzenden begrüßt wurden: „Werte Mitglieder und Mitgliederinnen!“ Da gibt es auch schon Texte, in denen die Strohfrau dem Strohmann und die Sauberfrau dem Saubermann vorangestellt wird. Grünberockte wünschen sich Waidfrausheil und erwidern Waidfrausdank. An der Fachoberschule Kiel hat frau an Schillers „Ode an die Freude“ Hand angelegt: „Alle Menschen werden Geschwister.“