Wortgefechte
Im Herbst 2013 von Dr. Luis Fuchs
„Die Parteien rüsten zur großen Schlacht“, lautete letzthin die Schlagzeile in der „Pustertaler Zeitung“, „sie bringen sich nun in Stellung.“ Vor Wahlen unterliegt selbst die Wortwahl von Politikern und Medien einer gezielten Strategie. Der aggressive Sprachgebrauch versetzt uns auf Kriegsschauplätze zurück, wenn dieselbe Zeitung das Ergebnis der Wahlen in aller Dramatik ankündigt: „Zum Schluss gibt es Sieger und Besiegte.“
Um die Bürger in ihrer Politik-Verdrossenheit wach zu rütteln, wird das Klima durch inszenierte Redeschlachten aufgeheizt. So lud das Wochenmagazin ff zu Streitgesprächen ein und bewarb sie mit martialischen Schlagwörtern. In Bruneck wurde die „Redeschlacht an der Rienz“ geschlagen, in Meran wurde der „Kampf der Häuptlinge“ ausgetragen, in Bozen konnten sich die Spitzenkandidaten in der „Elefantenrunde“ messen, alles Porzellan dürfte dabei doch nicht zertrampelt worden sein.
Im Wahlkampf bedienen sich die Kandidaten der bewährten Strategie, sich selbst ins beste Licht zu rücken, gegnerischen Parteien aber Fehler und Versagen vorzuhalten. Zu diesem Zweck fährt besonders die Opposition schwere Geschütze auf und setzt Wörter als Waffen ein; hierzu eignen sich Reizwörter wie Vetternwirtschaft, Postenschacher, Flughafenausbau, Fahrsicherheitszentrum, System Südtirol. Die Sprengkraft solcher Wort-Minen zu entschärfen verlangt den SVP-Kandidaten allerhand rhetorische Sprachgewandtheit ab. Elena Artioli, die zumindest dreimal die Front gewechselt hat, stellte sich einem Damen-Duell mit Maria Måwe und schoss dabei gegen die „Sozialschmarotzer“.
Allerdings bemerkt Alexandra Aschbacher, Chef-Redakteurin der ff, es sei in einem Wahlkampf selten so unspektakulär gestritten worden wie im heurigen. „Ich will den Strom-Frieden“, verkündete erst neulich Durnwalder, und die Vinschger Gemeinden ließen verlauten, im Stromstreit das Kriegsbeil in den nächsten Tagen begraben zu wollen. Wahlen ohne Wahlkampf würden uns langweilen, doch heuer werden wir uns wohl mit einem relativ friedlichen Wahlgeplänkel begnügen müssen.