Das Sakrament der Barmherzigkeit
Im Winter 2016 von Tobias Degasperi
Wir befinden uns im Jahr der Barmherzigkeit und kurz vor Beginn der Fastenzeit. Gerade in dieser Zeit sollten wir uns wieder vor Augen führen, welch wunderbare Möglichkeit uns Gott im Sakrament der Versöhnung, in der Beichte, bietet. Es ist der Ort der Barmherzigkeit schlechthin, wo Gott uns entgegengeht, wie der barmherzige Vater seinem verlorenen Sohn. So sprach auch Papst Franziskus im vergangenen Sommer bei einer Audienz: „Viele haben vergessen, wie wichtig die Beichte ist. Man muss immer daran denken, dass die Beichte ein Gespräch mit dem unendlich barmherzigen Vater ist. Die Scham bei der Beichte ist nichts Schlimmes. Diese Scham ist eine Gnade, die uns auf die Umarmung durch den Vater vorbereitet, der immer vergibt und immer alles vergibt.“
Es kostet sicherlich Überwindung, sich auf ein Gespräch mit einem Priester einzulassen, ungeschönt auf sein eigenes Leben zu blicken, sich Schuld einzugestehen und auszusprechen. Doch umso befreiender ist das Bekenntnis, Sünder zu sein, umso erlösender die Lossprechung durch den Priester – weil Gott es ist, der uns aufnimmt, wie ein Vater seinen Sohn, in einer barmherzigen Umarmung, die Heilung, Trost und wahre Vergebung schenkt. Auf dass wir befreit anderen vergeben und Barmherzigkeit gewähren! Die Beichte könnte uns inneren Fortschritt schenken, wenn wir uns auf diese befreiende Kraft einließen. Sie könnte sozusagen ein geistliches Fitness-Programm sein, das den inneren Menschen in uns zu neuem Schwung verhilft und Ausdauer im Gutes-Tun und in der Ausübung der Tugenden verleiht. Vielleicht würden wir uns dann auch die eine oder andere Depression und Behandlung beim Psychiater ersparen… Wobei sich Priester und Therapeuten ergänzen und nicht einander ausschließen.
Die Beichte als echter Ort der Barmherzigkeit – machen wir uns das wieder bewusst, trotz vielleicht mancher schlechter Erfahrung mit diesem Sakrament. Noch einmal sei Papst Franziskus zitiert, der während einer Audienz im November 2013 die Wichtigkeit der Beichte betont: „Sie ist eine Gabe, auch eine Kur, ein Schutz und auch die Sicherheit, dass Gott mir vergeben hat. Ich gehe zum Bruder Priester und sage: ,Pater, ich habe das und das getan…‘ Dieser sagt: ,Doch ich vergebe dir: Es ist Gott, der vergibt.' Und ich bin in diesem Moment sicher, dass Gott mir vergeben hat. Und das ist schön! Das heißt, die Sicherheit zu haben, immer sagen zu können: ,Gott vergibt uns immer! Er wird nicht müde, zu vergeben!'“