Der „Maler Herbst“
Im Herbst 2014 von Albert Schönthaler
Mehr als alle anderen Jahreszeiten präsentiert sich der Herbst als großartiger Maler in der Natur.
Welch herrliche Bilder können wir, wenn auch das Wetter etwas mitspielt, im Herbst erleben - die in vielen Farben bemalten Hänge am Marlingerberg, von Vellau durch den Vinschgau sowie vom Etschtal zum Tschöggelberg. Welch herrliche Kulissen werden dem Meraner Talkessel geboten. Zu den wunderbaren Werken des Malers Herbst gehören dann auch die Weinberge, die wie gelbe Teppiche unser Land schmücken; auch die vielen einzelnen Sträucher und Bäume, die mit ihren vielen Farben den Wanderer zum Staunen bringen.
Diese Kunstwerke wollen uns Freude bereiten. Dieses ganze Geschehen in der Natur kann uns aber auch tiefer gehende Botschaften vermitteln.
In einmaliger Weise, in seiner anschaulichen Sprache, mit seinen wunderbaren Vergleichen und in seinen Bildern (siehe sein Bild vom Steinernen Steg in Meran!) weist der unvergessene Bischof von Innsbruck, Reinhold Stecher auf solche Botschaften hin. In seinem Buch „Sinnbilder; Tyrolia Verlag“ schreibt er:
„Der Herbst hat ein mildes Licht, vor allem an den Abenden. Er malt die Welt in Pastell. Und weil er das dann noch mit einer außergewöhnlichen Klarheit der Sicht über leichten Talnebeln verbindet, hält er damit sozusagen eine Lehrstunde für geglücktes Altwerden.
Man war in den Tälern des Lebens intensiv beschäftigt mit Notwendigem und Mühsamem, Erfreulichem und Belastendem, Bedauerlichem und Belanglosem. Über das alles darf sich ein sanfter Talnebel der Gelassenheit legen und in den hohen Jahren sollte man sich den Panoramablick gönnen, der die letzten Horizonte streift. Und das sollte in ein mildes Licht getaucht sein, nicht in den grauen Novembertagen der Verbitterung. Die sanftere Blickweise für Menschen und Schicksale und ein tiefes Verstehen der menschlichen Fragwürdigkeit wachsen am Besten aus dem Wissen um die eigenen Schatten - und damit erhält die Lebenslandschaft den feinen Pastellton.“