Gott, der für mich da ist und der mich tröstet
Im Winter 2021 von Walter Depaoli
An den drei Sonntagen im Jahreskreis vor dem Aschermittwoch hören wir heuer aus dem Markus-Evangelium die Heilungs-Wundererzählungen und somit das öffentliche Auftreten Jesu als eine wahrliche Sensation.
Jesus macht seinem Namen alle Ehre: Jesus, das heißt übersetzt: Gott heilt – Heiland. Er heilt die Schwiegermutter des Petrus vom Fieber. Er heilt Kranke und Besessene. Die ganze Stadt versammelt sich vor seiner Haustür. Er heilt alle möglichen Krankheiten. Er treibt Dämonen aus, befreit Besessene. Zieht sich Jesus einmal zurück, um zu beten, eilen ihm seine Begleiter nach und holen ihn zurück, denn „alle suchen dich!“
Solche Situationen sind typisch menschlich. Wunder ziehen Massen an, Unerklärliches, Sensationelles wirkt wie ein Magnet für Schaulustige. Nichts ist faszinierender als Erfolg. Da möchte man dabei sein, auf der Erfolgswelle mitschwimmen, am Erfolg teilhaben, mit den Erfolgreichen in Tuchfühlung gehen, auch einmal ein VIP sein, eine sehr wichtige Persönlichkeit. Der Starkult unserer Tage, das mediale Blitzlichtgewitter, die roten Teppiche machen deutlich, dass all das auch heute noch sehr gut funktioniert. Der Mensch liebt das Wunderbare, das Geheimnisvolle, das Unerklärliche.
Wir sollten unsere Gottesbeziehung von Zeit zu Zeit auch kritisch hinterfragen. Worum geht es mir eigentlich, wenn ich Gott suche, mich an ihn wende, mit ihm in Beziehung trete? Suche ich im Gebet den Trost Gottes oder geht es mir um Gott, der tröstet? Glaube ich deshalb, weil ich getröstet werden will, geheilt von Krankheiten und Besessenheit, befreit von den Dämonen dieser Welt, die so zahlreich um mich herum schwirren und mir Angst machen? Oder geht es mir um Gott, der mir auch dann noch lieb und wertvoll ist, wenn er sich nicht um mich kümmert, wenn er woanders hingeht, wenn ich keinen Vorteil aus meinem Glauben ziehen kann?