Hommage an die Väter
Im Winter 2011 von Albert Schönthaler
Es wird eigentlich nicht so viel über Männer, über Väter diskutiert und geschrieben.
Andrea Schwarz hat folgende Hommage an ihren Vater verfasst:
Als ich klein war, habe ich dich bewundert.
Du warst der Mittelpunkt der Welt und meine Hand in deiner Hand.
Dort war es warm, ich war geborgen, aufgehoben.
Nichts und niemand konnte mir etwas tun.
Du hast mir Schlittenfahren beigebracht und die verschiedenen Sorten des Getreides.
Du hast mich schwimmen gelehrt und, dass es wichtig ist zu lesen.
Wir haben Sonnenblumen geklaut und Papierschiffchen fahren lassen.
Und nichts und niemand konnte mir was tun.
Manchmal hast du zugeschlagen, selten gesagt, dass es gut war, was ich machte,
und doch hast du manchen Fehler ausgebügelt und, wenn es wichtig war, dann warst du da
und hast mich losgelassen, auch wenn ich heut erst ahne, wie schwer es war,
denn nichts und niemand durfte mir was tun.
Du hast geschwiegen, als ich abends wegging und du hast mich doch irgendwo abgeholt.
Du hast gelitten, als ich auszog, und hast doch den Umzug organisiert.
Und ich weiß, du hast geweint und konntest kein Wort sagen,
denn nichts und niemand sollte mir was tun.
Du warst freundlich zu den Freunden, obwohl du wusstest, das geht nicht gut.
Du hast mich am Telefon verleugnet, als ich am Ende war und mich bei euch versteckte.
Du konntest deine Liebe oft nur mit Geld beweisen, doch wenn’s darauf ankam, warst du da,
denn nichts und niemand sollte mir was tun.
Ich bin dir fremd geworden in den Jahren, es gibt vieles, was du nicht verstehst.
Ich leb in einer Welt, die nicht die deine ist; du lebst in permanenter Angst um mich.
Und doch, du hältst mich nicht, du lässt mich gehen, vertraust mir, vertraust den Wurzeln,
und nichts und niemand wird mir etwas tun.