Ostern hat's nicht leicht
Im Frühling 2017 von Werner Axmann
Auf die Frage „Welches ist das höchste Fest im Kirchenjahr?“, antworten erfahrungsgemäß immer eine Reihe von Leuten: „Weihnachten“. Dieses Fest rührt das Herz. Ein Kind wird geboren. Das kennen wir alle aus eigener Erfahrung. Da können wir mitreden. Neues Leben beginnt. Noch unbelastet. Noch nicht verbogen. Wir staunen. Die Geburt eines Kindes, die Geburt des Kindes von Betlehem lässt sich feiern.
Ostern dagegen, obwohl das ältere und bedeutendere Fest der Kirche, hat es schwer. (Es sei denn, man verwechselt es mit einem Frühlingsfest und gibt sich mit Schokohasen, Ostereiern und Colomba-Schachteln zufrieden.) Es beginnt schon mit der Frage: Warum musste ein so aufrechter und beherzter Mensch auf so bestialische Weise hingerichtet werden? Konnte oder wollte Gott nicht eingreifen? Hätte der Mann aus Nazaret nicht in hohem Alter sein Leben in Frieden beenden können?
Und dann die Nachricht: Er lebt. Er ist nicht tot. Da verschlägt es uns die Sprache. Hilflos stehen wir da, weil uns jegliche Erfahrung fehlt. Tod ist für uns absolute Grenze. Für alles jenseits dieser Grenze haben wir keine Begriffe. Ratlos sind wir angesichts der Botschaft, die da einbricht in unser Leben und unseren Erfahrungshorizont sprengt.
Wir befinden uns damit in guter Gesellschaft. Niemand von den ersten Osterzeugen singt Halleluja. Sie sind vielmehr geschockt, verstört und verunsichert. Sie wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen. Keiner hatte mit einer solchen Wende gerechnet. Einige zweifeln. Andere tun es zunächst ab als Geschwätz. Erleichtert scheint niemand von ihnen zu sein. Erst ganz langsam dämmert es ihnen. Erst nach und nach wächst und festigt sich ihre Überzeugung:
Kein Gerede. Kein Hirngespinst. Er lebt wirklich.
Unvermutet ist er da. Am Grab, wo sie um ihn trauern. Am See, wo sie wieder fischen wie früher. Im Raum, in den sie sich verkrochen und eingeschlossen haben aus Angst, auch sie könnten verhaftet und hingerichtet werden.
Er ist da – mitten in ihrem Alltag, mitten in ihrer Trauer und Furcht, mitten in ihrer Enttäuschung und ihren Zweifeln.