SCHUHE mehr lieben als STÜHLE
Im Winter 2018 von Pater Benedikt Laib
Diese Worte von Andreas Knapp gingen mir zum Jahreswechsel durch den Kopf. Ist das nicht „in“? Man könnte es meinen, denn noch nie waren so viele unterwegs wie heute. Aber im Kapitalismus sitzen viele auf ihrem Besitz, konzentrieren sich auf ihn und sind doch stets unterwegs, auf der Flucht vor sich selbst. Kaum vom Urlaub zurück, wird die nächste Reise gebucht. Andreas Knapp versteht mit dem Wort: „Schuhe mehr lieben als Stühle“ sicher nicht die heutige Reiselust. Was dann?
Die Bibel erzählt Wandergeschichten, wo ein Aufbruch auf Gottes Ruf hin erfolgt. Abraham ist der erste große Wanderer, der aufbricht, weil er auf Gott hört: „Zieh weg aus deinem Vaterhaus und geh in das Land, das ich dir zeigen werde.“ Er kennt weder Weg noch Ziel, aber er verlässt seinen Besitz und erwartet von Gott mehr als er besaß.
Die Kirche sieht im wandernden Volk Israel durch die Wüste, von der Sklaverei befreit, unterwegs ins gelobte Land, wo es in Freiheit, nur den Geboten Gottes verpflichtend, leben darf, ihr Selbstporträt. Und Jesus ist der große Wanderer, der den weiten Weg vom Himmel zur Erde, vom Gottgleich sein zum Menschsein zurücklegte. Er nahm es aus Liebe zu uns auf sich, wie wir an Weihnachten gefeiert haben. Er rief das Reich Gottes aus, und sammelte Menschen um sich. Wie vielen ist er unterwegs als Heiland begegnet! Tröstend, heilend, aufrichtend erlebten ihn die Leute. Seine Jünger sandte er aus: „Geht, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe!“