Zum Tag der Schöpfung
Im Sommer 2018 von Tobias Degasperi
Anfang September wird in vielen Kirchen und Gemeinden der sog. Tag der Schöpfung begangen. Eine lobenswerte, konfessionsübergreifende Initiative, die bereits eine lange Tradition hat. Der Auftrag, Natur und Umwelt zu schützen, stammt direkt vom Schöpfer: „Macht euch die Erde untertan.“ (Gen. 1, 28) Unglücklicherweise wurde und wird das Untertanmachen allzu oft als Ausbeuten und Beherrschen verstanden. Andere Übersetzungen deuten jedoch ein liebevolles Verwalten an, einen Dienst an der Schöpfung – also doch eine Bewahrung derselben! Nun sind wir auf dem Gebiet des Naturschutzes schon weiter vorangekommen, zumindest ist die Bewusstseinsschaffung gelungen. Was jedoch arg auf der Strecke liegen bleibt ist jenes Bewusstsein, dass der Mensch selbst auch zur Schöpfung gehört und in seiner Würde zu bewahren ist. Wie sieht es heutzutage aus? Die Medizin und der technische Fortschritt sehen im Menschen häufig nur noch ein Materiallager, das es auszuschöpfen gilt: Embryonenverbrauch, Handel mit fetalem Gewebe und Zellgut, Organhandel usw. sind doch auch radikale Ausbeutungsformen! Wo bleibt hier der Ruf nach einer gesunden Ökologie des Menschen, wie sie etwa Benedikt XVI. im Jahre 2011 in seiner Rede vor dem Deutschen Bundestag hat anklingen lassen? Er sagte: „Es gibt auch eine Ökologie des Menschen. Auch der Mensch hat eine Natur, die er achten muss und die er nicht beliebig manipulieren kann. Der Mensch ist nicht nur sich selbst machende Freiheit. Der Mensch macht sich nicht selbst. Er ist Geist und Wille, aber er ist auch Natur, und sein Wille ist dann recht, wenn er auf die Natur hört, sie achtet und sich annimmt als der, der er ist und der sich nicht selbst gemacht hat.“ Vielleicht wäre es angebracht, in unseren Kirchen und Gemeinden auch einen Tag zur Bewahrung des Menschen einzuführen?