Der Sterngucker
Im Winter 2009 von Dr. Franz Summerer
Wer hat also mit dem Kopf im Nacken den Großen Bären gesehen, wie er in unserer ersten Ausgabe (nicht ganz richtig) abgebildet war? Man sieht nur die sieben hellsten Sterne gut, welche den Körper und den Schwanz der Bärin (lat. ursa major) bilden, also den allseits bekannten Großen Wagen, der an und für sich ja nicht zu den 88 Sternbildern zählt. Die alten Germanen sahen darin das Gefährt Wotans, ihres obersten Gottes. Die anderen Sterne dieser Konstellation leuchten nur schwach.
Entlang der Verlängerung der Deichsel gelangt man zum Bärenhüter Bootes, der den Wagen bewachen oder gar lenken soll. Sein Hauptstern Arkturus ist der vierthellste Fixstern.
Auf der Gegenseite zielt die fünffache Verlängerung der Vorderkante des Wagens auf den Polarstern, den Angelpunkt des alten Orientierungssystems, das den Seefahrern den Weg nach Norden wies. Um ihn dreht sich gegenwärtig das Himmelsgewölbe gleichsam wie ein Rad um die eigene Nabe. Er stellt gleichzeitig den äußersten Deichselstern des Kleinen Wagen dar, ist aber wenig auffällig.
Der Große Wagen ist somit für eine erste Orientierung bestens geeignet, und unsere kleine Reise durch den Nachthimmel wird fortgesetzt.
Nun aber zum Sternzeichen Jungfrau, das heuer in Mitteleuropa für die Zeitspanne vom 23. August 1.38 Uhr bis zum 22. September 23.18 Uhr gilt. (Das entsprechende Sternbild mit dem hellen Hauptstern Spica ist im Westen bereits mit der Dämmerung untergegangen.) Die Botschaft lässt sich vorab in ein paar Versen (von F. Riemann und E. v. Xylander) andeuten:
Lebt man unterm Bild der Ernte,
wertet klug man das Erlernte
nun zu aller Nutzen aus.
Enge, Kleinlichkeit wird draus,
wenn, nur auf sich selbst bedacht,
ängstlich man Versuche macht,
seine Grenzen allen Dingen
prophylaktisch aufzuzwingen.
Klingt etwas altert(h)ümlich und kritisch, aber die Biederkeit und das sprichwörtliche Genörgle sind nur die eine Seite! Wo sind die Lichtseiten dieser Zeit?