Blumento-pferde
Im Winter 2011 von Dr. Luis Fuchs
Kürzlich berichtete die „Zett“ von einem Einsatz der Bergrettung in Vals, bei dem eine Frau mit gebrochenem Arm auf dem Leitens-teig gefunden und dann mit Gebirgstrage geboren wurde. Die ach so praktischen elektronischen Textverarbeitungsprogramme werden vom Fehlerteufel nicht selten ausgetrickst. Wenn das Rechtschreibprogramm herzeigen trennen soll, findet es herz-eigen ebenso wie her-zeigen. Witzig fanden wir schon früher die zwei Möglichkeiten der korrekten Trennung des Wortes Urinstinkt: Es kann daraus ebenso der Ur-instinkt wie die Aussage Urin-stinkt werden. Auch kann man die Bedeutung des Wortes Erblasser durch Trennung verändern, wenn ein Er-blasser zum Erb-lasser wird.
Durch Trennung können Wörter zu bisher unbekannten exotischen Tier- und Pflanzenwesen mutieren: Aus Prozenten entwickeln sich die Proz-enten und die Produzenten mausern sich zu Produz-enten. Der kreativen Worttrennung verdanken die Ti-schweine und die Kir-schweine ihre Existenz; im Garten sprießen Mat-rosen und Au-tomaten. Als Abt-eile wird die Hektik eines Klostervorstehers bezeichnet und die Bet-truhe ist im Kloster ein Kastenmöbel für sakrale Zwecke.
„Trenne nie st, denn das tut ihm weh“, galt vor der letzten Rechtschreibreform als Merksatz. Die nunmehr zulässige Trennung von st kann allerdings zu missverständlichen Auslegungen führen. Der Verstand kann zum Vers-tand, zu minderwertigen Reimen, getrennt werden; auch der Alpinisteig kann als Nudelgericht angeboten werden, wenn die reformierte Worttrennung beim Alpinis-teig ernst genommen wird.
Grundsätzlich sollten wir also Worttrennungen vermeiden, die sinnentstellend oder stark lesehemmend wirken. Eher eine Speisekarte denn eine Geldanlage kommt uns in den Sinn, wenn wir von Spargel-dern lesen. An ideale partnerschaftliche Beziehung denkt man, wenn über zehn Jahre Best-ehen einer Firma berichtet wird.