Eduard Habicher
Porträt
Im Frühling 2011 von Margareth Bernard
Eduard Habicher ist kein Pessimist. Trotzdem ist er überzeugt, dass die gesamte Wirklichkeit in steter Veränderung begriffen ist, in diesem Sinne in ihrer Stabilität gefährdet ist und ihrer Zerstörung entgegenrutscht.
Doch für jedes körperliche und biologische Wesen besteht auch ein universelles Prinzip der Rettung. Mit einem Eingriff nimmt der Künstler dieses Prinzip auf und rettet, was dem Absturz zugeht. Um diesen Widerspruch auf anschauliche Weise darzustellen, verwendet Eduard Habicher zum Beispiel einen Stein, der von einer dünnen Stahlklinge am Dachrand eines Hauses zurückgehalten wird oder über einer Straße schwebt, auf jeden Fall immer – dank eines Kunstgriffs – seiner natürlichen Schwere enthoben wird. Glas hingegen ist für den Künstler Sinnbild für Zerbrechlichkeit; er schützt es durch den rettenden Eingriff vor seiner Zerstörung.
Ähnlich setzt der Künstler das Thema „Hilfe“ und „Rettung“ um. Er schafft provisorische Unterschlupfmöglichkeiten, die das Überleben ermöglichen, zum Beispiel die Hütte als Metapher für Schutz und Wärme.
Auch der fortschrittliche Mensch hat immer noch das Gefühl, an einem „seidenen Faden zu hängen“, mit einer extremen Unsicherheit leben zu müssen. In diesem Moment wird die zufällige Rettung wichtig, und deren künstlerische Umsetzung bekommt einen unwiderstehlichen Reiz. Wir messen uns unablässig mit dem Unvorhergesehenen. Über uns hängt ein Berg von Ereignissen, die eintreffen, aber auch nicht eintreffen können und die uns in eine qualvolle Ratlosigkeit versetzen könnten: Katastrophen in der Umwelt, im zwischenmenschlichen Bereich oder auch Ausbruch von sinnloser Gewalt.
Eduard Habicher stellt in ganz eingängiger und eigenständiger Art die existenzielle Situation des heutigen Menschen dar, welcher erkennt, dass das einzig Ernsthafte im Leben das Leben selbst ist, welcher mit Gelassenheit und Heiterkeit diese Situation lebt und sich dabei die Freiheit nimmt, eigene Entscheidungen zu treffen.