Muttertag
Im Frühling 2012 von Verena Maria Hesse
Sie füllten sich wieder am vergangenen Sonntag – die Restaurants unserer Stadt, mit vorbildlichen Familienvätern, die ihre besseren Hälften zum Essen ausführten, damit die Mamis an diesem Tag ja nicht selbst in der Küche stehen mussten. Dann wurde etwas Schönes angezogen, die Kids legten die Gaben auf den Tisch, die die Kindergartentanten in mühevoller Kleinarbeit für jeden einzelnen Schützling angefertigt hatten, und man bemühte sich, die Mutter hochleben zu lassen: mit gutem Benehmen, der nötigen Aufmerksamkeit und diesem Sonntag an Zeit. Meistens findet an diesem Tag auch ein Familienfrühstück statt, im besten Fall von jemand anderem als der Mutter zubereitet, und man unternimmt etwas gemeinsam, macht eine Fahrt ins Grüne oder eine Wanderung.
Die Blumenläden verbuchten wieder Rekordumsätze und der eine oder andere Juwelier freute sich bestimmt auch - wo doch der Muttertag auch ein Tag der Anerkennung ist. Man(n) erkennt die Leistung einer Mutter an, einer Managerin zwischen Kindern, Ehe, Haushalt und heutzutage meistens noch Arbeit.
Man drückt seine Wertschätzung gegenüber der Person aus, die den Laden schmeißt - und bei näherer Betrachtung ist das ja wirklich fast immer so…. Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau und hinter jeder intakten Familie eine Mutter, die die Fäden zieht oder so ähnlich…
Oder kennt ihr viele Väter, die zuhause Wäsche sortieren, wissen, was der Tochter noch passt, was zur Caritas gehört und was sie zur Erstkommunion der Nichte tragen wollte?
Oder Väter, die daran denken, bei Ikea bunte Strohhalme für den Kindergeburtstag zu besorgen?
Oder solche, die zur Impfinfoveranstaltung gehen und wissen, wogegen die eigenen Kinder schon geimpft sind?
Kennt ihr viele, die den Papiermüll immer wegbringen, ohne dass man ein schriftliches Ansuchen stellen muss?