Verena Maria Hesse

Verena Maria Hesse

Verena Hesse – eine junge Meraner Designerin

Gedanken zu Architektur und Mode

Mode ist die zweite, Architektur die dritte Haut.
Häuser bieten uns Schutz vor Kälte im Winter, vor zu viel Sonne im Sommer.
Kleider auch. Nur näher an unserem Körper. Mode war irgendwann ein Tuch, in das man sich, irgendwie drapiert, gehüllt hat, um sich zu wärmen oder einfach zu bedecken. Kleidung war etwas Existenzielles.
Wenn man sich heute die Fashion Shows der Modemetropolen ansieht, erkennt man, wie weit sich ein Grundbedürfnis entwickelt hat.
Mode ist Ausdruck, Mode ist das, was den ersten Eindruck auf andere wesentlich beeinflusst.

Architektur war irgendwann eine Art Zelt, eine primitive Behausung, die nichts anderes als Schutz vor äußeren Einflüssen bieten sollte.
Wenn man heute durch die Biennale schlendert, erkennt man, wie weit sich ein Grundbedürfnis entwickelt hat.
Architektur ist auch Ausdrucksweise: Zeig mir, wie du wohnst, und ich sage dir, wer du bist.

Beide Richtungen sind dreidimensionale Hüllen für den Menschen, beides ist heute weit mehr als das Befriedigen von Bedürfnissen, beides ist Lebensgefühl, transportiert ein Image nach außen und polemisiert.
Es gibt kaum Berufe, die mehr der Kritik der Öffentlichkeit ausgesetzt sind als die der Modemacher und Architekten.
Wird irgendwo etwas Neues gebaut, hat jeder etwas dazu zu sagen, jeder meint es besser zu können und beurteilt. Ähnlich verhält es sich bei der Mode, wobei man sich natürlich vom Outfit eines anderen weit weniger provoziert fühlen muss als von der Neugestaltung einer Bankfiliale. Der Maßstab ist eben ein deutlich anderer.

So weit entfernt ist die Mode gar nicht von der Architektur, wie jene glauben, die mich fragen, wie um alles in der Welt ich denn jetzt in dieser Branche gelandet sei.
Häuser zu bauen ist unvergleichlich komplizierter und allein und ohne ein größeres Materialrepertoire und die Mithilfe von anderen schwierig.
Nähen kann ich mit nur einem Stück Stoff, einer Nähmaschine und ein bisschen Faden.
Das, was man in der Architektur entwirft, ist um einiges aufwendiger in die Praxis umzusetzen, denn ich kann nicht morgens einen Plan zeichnen und am Abend ein fertiges Haus im Garten stehen haben.
Ich habe dagegen aber sehr wohl oft schon morgens einen Schnitt gezeichnet und das fertig genähte Kleidungsstück am Abend beim Weggehen getragen - und das fasziniert mich, wie so vieles in dieser Branche.
Ich habe irgendwann die Branche gewechselt nach meinem Studium der Architektur, das mich sehr inspiriert hat und das ich nicht missen möchte, das mich aber niemals so vereinnahmt hat, dass ich behaupten könnte, ich wusste immer schon, dass ich Architektin werden wollte, im Gegenteil: Ich wollte immer schon Kleider machen und im Hinterkopf hatte ich seit jeher die Vision, es mir nach beendetem Studium selbst zu ermöglichen, falls ich diesen Drang in mir dann noch immer spüren sollte - und ich habe ihn gespürt.

Zur Person:

  • Geb.1980 in Meran
  • 1994 bis 1999: Humanistisches Gymnasium Meran
  • 1999 bis 2006: Studium der Architektur in Graz
  • 2006 bis 2007: Publikationen am Institut für Hochbau, TU Graz
  • 2007 bis 2010: Tätigkeit für das finnische Label Marimekko
  • Jänner bis Oktober 2009: Lehre für Damenkleidermacher, WIFI Steiermark
  • Oktober 2010: Meisterprüfung
  • Seit März 2009: eigenes Modelabel VMH www.verenamariahesse.com
  • Seit März 2010: beschäftigt bei Hesse Lederwaren, Meran

 


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