Wenn Polizisten laufend kontrollieren
Im Herbst 2015 von Dr. Luis Fuchs
„Nach vorläufigem Endergebnis fallen auf den Bürgermeisterkandidaten Tobia Moroder 59 % der Stimmen.“ In den Frühnachrichten der Rai Südtirol wurden wir über den Wahlausgang in St. Ulrich unterrichtet. Kann jedoch ein vorläufiges Ergebnis als Endergebnis bezeichnet werden? Die Aussage ist widersprüchlich genug.
Logik scheint in der Berichterstattung keinen hohen Stellenwert einzunehmen. Zum Thema des Flüchtlingsdramas befragt, erklärte die österreichische Innenministerin im Ö1: „Wir haben in Österreich 1.300 Polizisten, die laufend kontrollieren.“ Staunenswert, wie beflissen die Polizisten sind, wenn sie den Dienst „im Laufen“ absolvieren. Ähnlich lautete in diesem Zusammenhang eine Nachricht der Rai Südtirol: „Mattarella spricht sich laufend mit Renzi ab.“ Einer guten Kondition muss sich der Staatspräsident erfreuen, wenn er bei der Abwicklung seiner Amtsgeschäfte auch noch laufen kann. Im Falle dass sich „laufend“ auf eine Person bezieht, empfiehlt der Duden, das Mittelwort durch „dauernd“ oder „ständig“ zu ersetzen.
„Während Bischof Ivo Muser die Christnacht im Dom zu Brixen gefeiert hatte, stand er heute am Christtag dem Pontifikalamt im Dom zu Bozen vor.“ Dies teilte das Presseamt der Diözese Bozen-Brixen letztes Jahr zur Weihnachtszeit mit. Gleichzeitig und doch an zwei verschiedenen Tagen die Messe zu feiern, ist eine an Wunder grenzende Fähigkeit, die terrestrische Zeitabfolge scheint hier außer Kraft gesetzt. Wird das „während“ durch ein „nachdem“ ersetzt, ist die Zeitenfolge wieder ins Lot gebracht.
„Gott nach Herzoperation stabil“, teilte „Der Standard“ unlängst mit. Derartige Titelzeilen können bei Lesern schockierende Assoziationen auslösen; auf die Schlagerlegende Karel Gott bezog sich natürlich die Meldung. „Gott wird noch einmal Vater“, titelte vor Jahren die „Augsburger Allgemeine“, natürlich auf denselben Sänger bezogen.