Patric Corletto
Der Computerspiele-Entwickler im Portrait
Im Herbst 2019 von Philipp Rossi
Er ist erst Mitte 20 und hat bereits ein weltweit erfolgreiches Computerspiel herausgebracht. Der Meraner Patric Corletto ist eine wahre Koryphäe der Informatik und war Mitbegründer des neuseeländischen Videospielentwicklers „Wildboy Studios“, welches im September sein Debütspiel „ATONE: Heart of the Elder Tree“ veröffentlicht hat. Es gehört zu den rund 70 Spielen, die der Computerriese Apple im September exklusiv für seine neue Plattform „Apple-Arcade“ ausgewählt hat. Parallel dazu hat Corletto sein Informatikstudium an der Technischen Universität München abgeschlossen und bereits für mehrere Unternehmen – u.a. in München und San Francisco – gearbeitet. Im Gespräch mit dem Meraner Stadtanzeiger erklärt er unter anderem, warum sein Computerspiel so erfolgreich ist und wie viel Arbeit dahintersteckt.
Meraner Stadtanzeiger: Herr Corletto, Sie haben erst kürzlich gemeinsam mit zwei Kollegen aus Neuseeland das Computerspiel „ATONE: Heart of the Elder Tree“ auf den Markt gebracht. Welches Erfolgsgeheimnis steckt hinter diesem Spiel?
Patric Corletto: Auf Glück und die richtigen Leute kommt es – formal gesehen – an. Dass wir es in die Plattform „Apple-Arcade“ geschafft haben, erklärt sich, wie so oft bei Errungenschaften, dadurch, dass wir zur richtigen Zeit das richtige Projekt entwickelt haben. Unsere Qualitätsansprüche haben sich mit denen von Apple gedeckt und dank unseres talentierten Teams waren wir in der Lage, diesen Ansprüchen gerecht zu werden. Letzten Endes sind wir wahrscheinlich bis hierher gekommen, weil „ATONE: Heart of the Elder Tree“ für uns seit Beginn ein Leidenschaftsprojekt, ja fast schon eine Herzensangelegenheit ist. Wir lieben das, was wir tun, und haben uns daher so manche Nacht um die Ohren geschlagen.
MS: Wie viel Arbeit steckt dahinter?
P. Corletto: Kurz gesagt, sehr viel. Vor etwa drei Jahren ist das Konzept entstanden und es hat sich schleichend vom Hobby zum Beruf entwickelt. Ben, unser Designer, hat wohl am meisten an der Entwicklung gearbeitet, denn er war fast von Anfang an in Vollzeit dabei. Sid und ich haben uns erst, als es unsere anderen Verpflichtungen zugelassen haben, voll auf das Projekt konzentriert.
Die meiste Arbeit ist zweifelsohne in die visuelle Gestaltung des Spiels geflossen, denn alle Grafiken sind manuell gezeichnet. Darüberhinaus wird oft unterschätzt, wie sehr der Teufel im Detail liegt. Beim Spielen wünscht man sich schnell diese oder jene zusätzliche Funktion, doch die Umsetzung ist meist um ein Vielfaches komplexer als es der Spieler mitbekommt. Das ist auch gut so, bedeutet jedoch, dass man immer Kompromisse eingehen muss.
MS: Wie genau funktioniert das Spiel?
P. Corletto: Als narrativ ausgelegtes Abenteuer dreht sich in „ATONE: Heart oft he Elder Tree“ alles um die Abenteuer, welche die junge Kriegerin Estra in einer an die nordische Mythologie angelehnten Welt erlebt. Dabei dienen jeder Dialog, jedes Rätsel und jeder Kampf dazu, die Handlung in irgendeiner Form voranzutreiben. Spielerentscheidungen beeinflussen den Verlauf der Geschichte außerdem massiv.
Der Spieler trifft eine ganze Reihe verschiedener Charaktere und teilt Estras Entdeckungen, während sie mehr über die Vergangenheit ihrer Familie und die drohende Gefahr für ihr Heimatland erfährt. Gewissermaßen ist das Spiel also hauptsächlich als Rollenspiel mit Rätselelementen zu verstehen, wo der Spieler sich seinen Fortschritt erkämpfen muss.
Obwohl die Geschichte ein Kampf ums Überleben ist, geht es meist auch ohne Gewalt, doch wenn es hart auf hart kommt, gleichen die Kämpfe einem grazilen Tanz von Schwertern und Äxten. Spielerisch bedienen wir uns dabei beim Rhythmusspiel-Genre, ähnlich wie bei „Guitar Hero“ und „Dance Dance Revolution“.
Musik ist eine entscheidende Komponente, da für jeden Kampf eigens Stücke komponiert wurden.