Der Sport im Wandel der Zeit
Die SCM-Jubiläumsfeiern zum 100. Geburtstag stehen vor der Tür
Welches war die längste Distanz, die bei den Olympischen Sommerspielen 1968 in Mexiko-Stadt von den Frauen gelaufen wurde? 800 Meter. Hätten Sie’s gewusst? Heute laufen Frauen alle Bahnstrecken, es gibt eine Marathon-Olympiasiegerin und noch einiges mehr. 1968, das ist kein halbes Jahrhundert her. Daran kann man sehen, welche Entwicklung der Spitzensport in relativ kurzer Zeit genommen hat. Der Sportclub Meran feiert Ende Oktober seinen 100. Geburtstag. Und in diesen 100 Jahren hat er den Sport in Meran maßgeblich geprägt, die Entwicklungen erkannt, begleitet und gefördert, im Breiten- und Wettkampfsport vor allem, aber auch im Wissen, dass die vielen Kinder und Jugendlichen Vorbilder brauchen, denen sie nacheifern können.
Der SCM im Jahr 2012 ist längst mehr als ein Verein. Der SCM ist ein wichtiger Bestandteil der Meraner Gesellschaft. Und vor allem in den vergangenen zehn, zwanzig Jahren hat sich die gesellschaftliche Entwicklung so stark verändert, dass Sportvereine nicht anders konnten, als der neuen Realität Rechnung zu tragen. SCM-Geschäftsführer Manfred Unterhauser sagte in einem Interview mit der Vereinszeitschrift „SCM Aktuell“: „Wir sind heute ein Dienstleistungsunternehmen. Wir sind Kindergarten und Freizeitklub für Senioren, Gesundheitsbetrieb und Großveranstalter. Wir haben als Sportclub eine soziale Aufgabe und viel Verantwortung.“
Nicht zufällig arbeitet der SC Meran daran, seine Vereinsstruktur den neuen Erfordernissen anzupassen. Ein Jubiläum bietet Gelegenheit, dieses neue Vereinsbild stärker nach außen zu kommunizieren wie es vielleicht sonst der Fall wäre. Die Stadt muss ihren Sportclub besser kennenlernen. „Wir werden heute mit Tätigkeitsfeldern konfrontiert, die vor einigen Jahren kein Thema waren. Zum Beispiel die Integration“, sagt Manfred Unterhauser. Der SCM hat auf diese Entwicklung reagiert. Der Sport als wichtiger Integrationsfaktor steht außer Frage, und deshalb sind Kinder und Jugendliche aus Zuwandererfamilien im Verein längst gang und gäbe. Integration gilt auch für Menschen mit Behinderung, und so gibt es seit einigen Jahren die neue Sektion MMB (Menschen mit Behinderung).
Die Tätigkeit im Verein ist vielschichtiger geworden, „weil wir auch immer neue Angebote machen müssen, die den Interessen der Jugend gerecht werden, aber auch gesundheitspolitisch eine Rolle spielen“, sagt Unterhauser. So hat sich das sportliche Angebot im SCM auch in Richtung asiatische Kampfsportarten erweitert. Die Sektion Yoseikan Budo hat enormen Zulauf. Da sich die Urgesteine des Sportclubs, wie etwa die Sektionen Leichtathletik, Schwimmen, Turnen, Handball oder Kanu nach wie vor ebenfalls nicht über mangelnde Nachfrage beklagen können, kennt der SCM eigentlich nur ein Problem: „Wir bräuchten mehr Trainingszeiten, folglich mehr Turnhallen.“
Hier geht die Schere aber auseinander. Die Sportvereine sollen sich in immer stärkerem Ausmaß um den Nachwuchs kümmern, den Bewegungsmangel der Kinder mit vielfältigen Angeboten ausgleichen, Betreuungszeiten garantieren, aber auf der anderen Seite müssen die Gemeinden sparen. SCM-Präsident Egon Tscholl: „Wir können nur hoffen, dass nicht am falschen Platz gespart wird. Was auf die Vereine zukommt, ist aus unserer Sicht nicht absehbar.“ Da kommt das Ehrenamt ins Spiel, ein Phänomen, das bisher wohl das wichtigste Standbein der Vereine war. Auch in dieser Beziehung ist eine Stagnation spürbar. „Je kostbarer die Freizeit, desto weniger sind Menschen bereit, diese zu opfern. Aber ohne freiwillige Tätigkeit ist ein Unternehmen wie der Sportclub Meran auf Dauer nicht lebensfähig“, befürchtet Egon Tscholl. Doch beim SC Meran geht man trotz aktuell nicht optimaler Rahmenbedingungen guten Muts ins zweite Jahrhundert. „Wenn wir feiern, dann deshalb, weil wir alle überzeugt sind, gute Gründe zum Feiern zu haben“, sagt der Präsident.
Und so steuert das Jubiläumsjahr des SCM Ende Oktober auf seine Höhepunkte zu. Die Ausstellung lässt 100 Jahre Sportclub und Sport in Meran Revue passieren. Wie hat alles begonnen? Was ist in diesen 100 Jahren alles geschehen? Wer und was hat dem sportlichen Leben der Stadt seinen Stempel aufgedrückt? Auf diese und viele andere Fragen will die Jubiläumsausstellung im Kurhaus ab 25. Oktober bis 4. November eine Antwort geben. SCM-Vizepräsident Thomas Ladurner und sein Team haben seit Monaten Exponate gesammelt, um möglichst anschaulich und spannend 100 Jahre SCM-Geschichte zu erzählen. Eröffnung ist am Donnerstag, 25. Oktober, um 18 Uhr. Für das Publikum bleibt die Ausstellung bis 4. November täglich von 9 bis 12 und von 16 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.