MeranoJazz Festival 2012
Im Sommer 2012 von Gudrun Esser
Eine vergnügliche Pflicht in der Mitteleuropäischen Jazzakademie und die Kür, mit den Profis musizieren zu dürfen. Drei Konzerte der Weltgrößen des Jazz bringen zudem wieder einen Hauch von Südstaaten-Flair in die Kurstadt. Ein akustischer Hochgenuss für alle und vor allem für Jazzfans.
Die Temperaturen sind hochsommerlich - zuweilen bahnen sich einige Hitzegewitter an, der Rhythmus verlangsamt sich, wenn man durch die Stadt schlendert, dann erklingen beschwingende Töne. Schließt man die Augen und stellt sich den Duft frisch zubereiteter Schrimps vor, dann ist es da, dieses Bild der Wiege des Jazz: New Orleans! Dort, wo schwarze Sklaven einst Leid in Leidenschaft umzuwandeln vermochten. Schwarzafrikanische Klänge, die sich mit jenen anderer Völker, die im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ihr Glück versuchten, vermischten. Jazz, jene Musik, die wie keine andere zuvor und danach, den Rhythmus der unterschiedlichsten Völker zu einer gemeinsamen Musik verschmelzen ließ. Geboren um 1900 in den Südstaaten der USA. Seitdem sind über einhundert Jahre vergangen und der Jazz hat sich stets weiterentwickelt. Mal ist er intellektueller geworden, mal populärer. So neugierig diese Musik auf immer neue Menschen ist, so ist sie es auch auf Melodien - genauso wie zu der Zeit ihrer Entstehung. Eine Kostprobe dieser kreativen Klangwelten wird heuer zum 16. Mal in Meran zu hören sein. Dank einem der Jazzer Italiens, dem Meraner Franco D`Andrea, dem Jazzliebhaber Enzo Costa und Jazzbegeisterten wie Rolf Klaus Friedrich, Ewald Kontschieder, stellvertretend für den Verein Muspilli, der Unterstützung einheimischer Jazzer, wie Miss Saxofon Helga Plankensteiner und Michl Lösch und vielen mehr, ist es auch in diesem Jahr gelungen, hochkarätige Musiker nach Meran zu bringen. Der Kulturverein Kallmünz wird den Schlosspark der Familie Khuen wieder in eine einzigartige Konzertbühne verwandeln. Weiterer Treffpunkt für Jazzfreunde ist seit vielen Jahren das Hotel Aurora. Das Jazz-Hotel auf der Passerpromenade wird am 14. Juli wieder zu dem, was man in den Staaten einen Juke Joint nennt. Eine Bar oder Kneipe, wo sich einst im ländlichen Südosten der USA Afroamerikaner trafen, um miteinander zu feiern, vor allem aber zu musizieren. Im Hotel Aurora werden die Schüler des Workshops mit ihren namhaften Dozenten aus dem In- und Ausland zu einer Jazzcombo verschmelzen. Das sind der Algunder Markus Moser und der Brixner Gitarrist Werner Malfertheiner, genauso wie der diesjährige Artist in Residence der Mitteleuropäischen Jazzakademie, der Lehrer der Meisterklasse, der Schlagzeuger Bobby Previte. Previte gilt als absoluter Ausnahmedrummer. Er stammt aus New York, ist zudem Arrangeur und Komponist. Und schenkt man den Worten Franco D´Andreas Glaube, dann werden ihn in diesem Jahr wieder etliche Südtiroler Talente begleiten. Denn laut Andrea haben die einheimischen Musikschüler ein ganz außergewöhnliches „Jazzpotenzial“. Die Akademie wird heuer zum 11. Mal organisiert. Könner können hier ihr Können verbessern, Anfänger ihre ersten Noten auf dem Weg zum Könner spielen.
MeranoJazz ist eine Konzertreihe, die zum 16. Mal stattfindet, wie in den Jahren zuvor wiederum auf der Bühne von Schloss Kallmünz.
In diesem Jahr wird sie die italienische Jazzsängerin Roberta Gamberini eröffnen. Die mehrfach preisgekürte italienische Jazzsängerin hat mit den Besten des Genres zusammengearbeitet und wird auch in Meran mit ihrem Weltklassetrio aus den USA auftreten. Gemeinsam nennen sie sich das Roberta Gambarini Quartett. Dank ihrer begnadeten Sängerin werden sie mit sinnlich beschwingt jazzigen Tönen aufwarten.
Einer der Pioniere des Elektrojazz wird bereits den Abend darauf die Bühne des Gartens bespielen: Dave Holland Prism. Holland besticht mit einzigartigen Kompositionen und Improvisationen. Er gehört seit den 70-er Jahren zu den prominentesten Bassisten. Der dreifache Grammy Gewinner spielte mit Miles Davis, Jack de Johnette, Chick Corea, Betty Carter und Stan Getz, um nur die bekanntesten zu nennen. Er wird von Kevin Eubanks begleitet. Auch Eubanks spielte mit den Jazz-Ikonen: McCoy Tyner, Art Blakey, Roy Haynes und Ron Carter. In seiner unverwechselbaren Karriere realisierte er viele Alben für Elektra, GRP, und Blue Note. Mit auf der Bühne ist zudem Pianist, Keyborder und Komponist Craig Taborn. Taborn wurde vor allem durch seine Mitgliedschaft in der Band des Saxophonisten James Carter bekannt. Und hat auch an dessen Alben The Real Quietstorm (1994) und Conversation with the Elders (1996) mitgewirkt. Vierter Mann des Dave Holland Prism - dieses Weltklasse-Quartetts - ist Eric Harland. 1978 in Housten geboren, spielte er mit Greg Osby, Geri Allen, Jason Moran und Ravi Coltrane. Er hatte auch Gigs mit Jazzgrößen wie McCoy Tyner, Betty Carter und Charles Lloyd. Wie viele Jazzmusiker faszinieren auch ihn immer wieder neue, ferne Klänge, wie jene der indischen Trommel, der Tabla. Die Konzerte dieses einzigartigen Miteinanders dieser vier Musiker sind regelmäßig ausverkauft.