Links oder rechts?
Im Winter 2013 von Dr. Luis Fuchs
Das Abkommen zwischen SVP und der Linkspartei PD ist im Hinblick auf die anstehenden Parlamentswahlen kürzlich in Rom unterzeichnet worden. „Aber was, wenn es das Mitte-links-Bündnis nicht schafft?“, meint Klaus Innerhofer, Chefredakteur der „Zett“. Es gibt nicht wenige Landsleute, die Vorbehalte gegen eine politische Linkslastigkeit haben. Links wird von ihnen mit „kommunistisch“ und „rot“ gleichgesetzt.
Geht man dem Wort links auf den Grund, so erfährt man, dass es ursprünglich lahm und schwach bedeutete, dann auch fragwürdig und verdächtig; in den sogenannten linken Geschäften hat sich diese Bedeutung erhalten. Das althochdeutsche Wort lenka stand ehemals für die linke Hand, also für die ungeschickte, unbeholfene Linke. Dagegen war die Rechte die gute oder auch schöne Hand, mit der die Kinder Onkel und Tante begrüßen mussten oder essen und schreiben sollten. Im Gegensatz zu rechts ist von links nur Unangenehmes und Verkehrtes zu befürchten. Schon das lateinische sinistrum stand für das Unheilvolle oder Böse, im Italienischen ist der sinistro gar ein Unfall oder Schadensfall. Für die Erklärung hierfür werden die Auguren, also beamtete Priester im antiken Rom herangezogen, die bei wichtigen Entscheidungen um Rat gefragt wurden. Beim Erteilen ihrer Ratschläge orientierten sie sich am Flug der Vögel: Flogen sie nach rechts, war dies ein gutes Zeichen, flogen sie nach links, deutete es auf Unheil hin.
Die linke Seite galt im Volksglauben immer schon als die Seite des Bösen oder Unheilvollen, mit der man nichts zu tun haben wollte. Wenn wir jemanden bewusst nicht beachten, dann lassen wir ihn links liegen. Wer sich bei Arbeiten besonders ungeschickt anstellt, der hat – so die Redewendung – zwei linke Hände. Eine Tätigkeit, die uns keine Anstrengung kostet, erledigen wir mit der linken Hand. Ein Linkshänder wird bei uns auch als Tengwatsch bezeichnet; teng bedeutet links und auch ungeschickt. Die Rechte gilt im Allgemeinen als die wichtige, aktive Hand. Wer die rechte Hand vom Chef ist, nimmt ihm wichtige Arbeiten ab, besetzt eine besondere Position.