Vertrauen in die Liebe
Im Frühling 2009 von Werner Axmann
In dem Roman, den ich zurzeit lese, stieß ich auf den Satz: ,,Sie fand das so erstaunlich - seine Wurzeln so weit zurückverfolgen zu können - ohne jeden Zweifel zu wissen, wer man war, woher man kam."
Mir fiel dabei ein, was mein Vater mir erzählt hat. In der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland hat er die Linie unserer Vorfahren zurückverfolgt, um unsere arische Abstammung nachzuweisen. Bis ins 17. Jahrhundert hatte er es geschafft. Meine Vorväter stammen ursprünglich aus Böhmen. Für mich als jungen Menschen war das damals hochinteressant.
Eine Bekannte von mir, sie ist Jüdin und stammt aus Deutschland, hat mir Ähnliches aus ihrem Leben berichtet, aber es zielt in eine andere Richtung. ,,Meine Eltern", so sagte sie, ,,waren nicht streng religiös, aber sie haben meine Brüder und mich auf eine jüdische Schule geschickt - mit der Begründung: damit ihr wisst, woher ihr kommt." Das ist es.
Heute interessieren mich meine geistigen und spirituellen Wurzeln mehr als die Herkunft meiner Vorfahren.
Mein Leben, unser aller Leben ist getragen von einer unvorstellbaren und unerschütterlichen Liebe. Darauf vertraue ich. In diesem Vertrauen bemühe ich mich, die Mitmenschen, mit denen ich es zu tun habe, anzunehmen und auf sie einzugehen. Das ist leichter gesagt als getan. Auch wenn mir das bei weitem nicht immer gelingt, kann ich mich darauf verlassen: mein halbherziges Tun, mein Versagen beeinträchtigt die Liebe nicht, mit der ich geliebt werde. Ich kann darum auch mich selbst annehmen und von daher meine Enttäuschungen, meine Krisen und mein Scheitern verkraften.